Gastbeitrag: Auf eine letzte Tüte Gummibären mit… Mona und Bianca

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Mona Riedel (links) und Bianca Wolf beim Aufräumen im Kleinen Haus des Staatstheaters © Holger Rudolph

Bianca Wolf und Mona Riedel sind, neben der Festival-Organisatorin Silke Schmidt, zuständig für die Koordination vor Ort bei Grenzenlos Kultur. Während hinter uns Bühnentechniker die Requisiten aus Frank Krugs Gastspiel “Schwestern” in die wartenden Lastwagen auf dem Tritonplatz verladen, am letzten Abend des Festivals, erzählen die beiden von der Arbeit hinter den Kulissen im neuen Spielort.

WIE LANGE SEID IHR SCHON DABEI, UND WIE KOMMT IHR ZUM FESTIVAL?

Bianca: Bei mir sind es zwei Jahre. Ich studiere Theaterwissenschaft im Kernfach, hier in Mainz.

Mona: Das vierte Jahr. Ich arbeite als Regieassistentin und leite auch eine Kindertheatergruppe. Ich hatte das Festival schon vorher ein paar Mal besucht und fand es sehr interessant. Ich habe dann beim No Strings Attached–Festival gearbeitet und gemerkt, dass soetwas viel Spaß macht, und mich bei Grenzenlos Kultur gemeldet.

WAR EUCH DER INKLUSIVE ASPEKT WICHTIG, ALS IHR EUCH DAS FESTIVAL AUSGESUCHT HABT?

Mona: Ich finde schon, dass es ein besonderes Festival ist. Wegen der Inklusion, und weil es besonderen Spaß macht hier zu arbeiten. Weil es einfach eine ganz spezielle Atmosphäre gibt.

WAS GENAU MACHT DIESE ATMOSPHÄRE AUS?

Mona: Es ist sehr familiär. Man lernt die Künstler/innen kennen, es ist weniger Hierarchie da als an einem normalen Theater.

Bianca: Und es geht nicht nur im das Funktionieren, um den Ablauf. Obwohl es natürlich auch darauf ankommt, das alles funktioniert. Trotzdem steht der Mensch im Mittelpunkt.

IHR HABT BEIDE DAS FESTIVAL SCHON IM KUZ KULTURZENTRUM BETREUT IN DEN LETZTEN JAHREN. NUN ZUM ERSTEN MAL IM STAATSTHEATER. WAS IST NEU?

Mona: Man macht nicht mehr alles zusammen, die Distanzen sind größer. Wir müssen viel telefonieren, um uns überhaupt zu finden. Und im Staatstheater ist eben jeder für eine ganz bestimmte Sache zuständig. Im KUZ hat man sich immer ganz einfach gefunden und alle haben irgendwie alles gemacht.

Bianca: Es sind auch viele Gesichter, die man jahrelang gekannt hat beim Festival, nicht mehr mit dabei. Vom Team.

Mona: Man hat auch weniger Kontakt mit den Künstler/innen. Im KUZ haben immer alle zusammen gegessen, dabei konnte man auch gleich ganz direkt mit den Künstler/innen reden, Dinge klären. Diesen Kontakt müssen wir diesmal viel konkreter suchen. Oder uns auf die Suche begeben nach den Technikern, den verschiedenen Leuten. Das ist schade. Es wäre schön, wenn man wieder so einen Raum hätte wie im KUZ, wo alle automatisch aufeinandertreffen und miteinander ins Gespräch kommen, nach der Vorstellung noch ein Bier trinken…

WO WIR VON SUCHEN SPRECHEN, WIEVIELE KILOMETER SEID IHR GELAUFEN HIER IM HAUS WÄHREND DES FESTIVALS?

Bianca: Einen Halbmarathon bestimmt, pro Woche.
Mona: Und Aufzug gefahren. Uns ist schwindelig, von den vielen Aufzügen. –lacht-

WAS MACHT IHR EIGENTLICH GENAU BEI GRENZENLOS KULTUR?

Bianca: Also angefangen haben wir mal als Helferinnen. Silke organisiert das Festival im Vorfeld von Berlin aus, und ist auch immer die erste Woche vor Ort in Mainz. Danach übernehmen wir die Rolle und halten die Stellung. Koordinieren, organisieren Dinge die gebraucht werden, das Essen…

Mona: … koordinieren die sieben Betreuerinnen, bringen sie mit den Künstler/innen in Kontakt. Und sind auch sonst für alle Fragen und Probleme da. Die Parkplatzsituation in der Mainzer Altstadt zum Beispiel, das ist hier besonders wichtig.

RUND UM DIE UHR?

Bianca: Bei mir ging es immer um 8.00 oder 9.00 Uhr los, und bis nachts dann. Die Helferinnen kommen gegen 11.00 Uhr, da haben wir zwei Schichten.

HABT IHR DENN GENUG ZEIT GEHABT, DIE STÜCKE ZU SEHEN ZWISCHENDURCH?

Mona: Ich habe alle angesehen, bis auf eins.

Bianca: Bei mir war es höchstens die Hälfte. Ich fand das Programm auch ein bisschen gleichbleibend. Es hat nichts herausgestochen als das Highlight des Festivals, für mich. Die Helmis waren schon klasse, aber die hat man halt jährlich dabei. Im letzten Jahr, Sue Austin, das war natürlich schon herausragend. Manche sagen vielleicht, Samuel Koch war diesmal das Highlight. Das fand ich jetzt überhaupt nicht.

Mona: Ich fand, es war sehr vielfältig. Es gab viele Veranstaltungen, die mir sehr gut gefallen haben. Die Helmis, die ich zwar immer mag, aber dieses Jahr waren sie besonders gut. Theater Thikwa hat mir auch sehr gefallen… und Theater HORA mit Jérôme Bel. Es war interessant, das nach zwei Jahren nochmal zu sehen.

WIE GEHT ES WEITER FÜR EUCH, NACH DEM FESTIVAL?

Bianca: Na ja, erstmal…
Mona: … Leere. -lachen beide-
Bianca: Lange ausschlafen, mal wieder gesund essen. Und die Hausarbeiten weiterschreiben, fürs Studium.
Mona: Ich habe eine volle Woche. Das mit dem Ausschlafen wird wahrscheinlich erst was im Oktober.

HABT IHR DEN EINDRUCK, DASS DER INKLUSIVE GEDANKE SICH AUSWIRKT, WENN IHR HINTERHER ETWAS ANDERES MACHT? STRAHLT DAS FESTIVAL AUS?

Mona: Ich finde schon. Das Festival ist wirklich etwas Besonderes, der Alltag sieht meistens anders aus. Besonders im Arbeitsleben. Aber ich finde es ganz wichtig, dass die Beschäftigung mit Inklusion einem ein Bewußtsein dafür schafft, dass es um ganz andere Dinge im Leben geht, als immer nur zu funktionieren, damit alles einheitlich und perfekt abläuft. Wenn ich mich später an die Stücke erinnere, die ich hier sehe, dann bleibt dieser Gedanke in mir.

KANNST DU DAS ANDEREN MENSCHEN VERMITTELN, IN DEINER EIGENEN THEATERARBEIT ODER DEINER FAMILIE ZUM BEISPIEL?

Mona: Ja, ich finde schon. Ich versuche auch immer, möglichst viele Freunde zum Festival zu bringen. Und ich arbeite mit Kindern, das ist ja ein ähnlicher Bereich, da kann ich genau dieses Gefühl weitergeben.

Bianca: Es ist ja heutzutage grundsätzlich schwierig, Leute für das Theater zu begeistern. Unser Festival bietet schon viel Stoff, jede Menge neue Sachen. Aber es ist schwierig – das wird nicht so angenommen. Man merkt ja auch am Publikum, dass immer noch die Altersgrenze bei 40, 50 plus liegt, nicht darunter. Ich wurde oft angesprochen, warum beim Festival so wenige Jugendliche sichtbar sind.

Mona: Den Eindruck hatte ich gar nicht. Ich fand, es waren schon viele Studenten da, die sich dafür interessieren und dass gerade auch junge Leute offen sind für solche Themen.

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Bianca: Überhaupt nicht. Unser Institut ist auch für Performance schwer zu begeistern. Über Inklusion und alternatives Theater wird kein Wort verloren. Wobei ich mich immer frage: warum eigentlich nicht?

DAS MOTTO VON GRENZENLOS KULTUR WAR DIESMAL “HELDEN & LEGENDEN”. SIND EUCH WELCHE BEGEGNET, WÄHREND DES FESTIVALS?

Bianca: Ja klar. Ganz viele. … Die Kantine. -lacht-

STIMMT, ANTIHELDEN GEHEN AUCH. ABER IM ERNST, HELDEN…

Bianca: Die Techniker, natürlich. Vom Festival, und vom Haus. Eigentlich kann man sagen, jeder von uns ist ein Held, weil wir alles so gemeistert haben – und alle, die uns hier geholfen haben. Alles versucht haben, möglich zu machen. Und dabei immer total nett waren.

Mona: Und natürlich Andreas Meder. Ohne den es das Festival ja nicht gäbe…