Auf ein Schörlchen mit … Conny D’Alò

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Conny D’Alò und Claire Zimmermann im Gespräch © Holger Rudolph

Es muss nicht immer ein Schörlchen sein: Eben hat Conny D’Alò  noch die Bühne zu „Heroes“ eingerichtet, jetzt raucht sie eine Zigarette und schlürft genüsslich an ihrem alkoholfreien Bier. Die Technikerin, 54 Jahre alt, erzählt von Hierarchien in Theaterkreisen, Autismus und von dem besonderen „Feeling“ bei Grenzenlos Kultur.

Conny, wie bist du zu Grenzenlos Kultur gekommen?

Durch das Mainzer Open-Ohr-Festival. Da habe ich einige Menschen kennen gelernt, die hier arbeiten. Unter anderem Thomas Schmitt, einer der Ersten, die hier mitgewirkt haben und das Theaterzelt beim Open Ohr organisiert – der hat mich angesprochen. Durch ihn bin ich bei der zweiten Festival-Ausgabe dazugekommen.

War es für dich ausschlaggebend, dass das Festival Inklusionstheater zeigt?

Also bis dato kannte ich noch nicht einmal das traditionelle Theater. Und meine Wahrnehmung war, dass dieses „Feeling“ beim Miteinander Arbeiten – der Kontakt zu den Schauspielern, überhaupt die ganz familiäre Atmosphäre – Normalität sind in Theaterkreisen. Später, als ich selbst am Theater gearbeitet habe, wurde mir bewusst, dass bei Grenzenlos Kultur eine ganz spezielle Dynamik entsteht. Also viel weniger Hierarchien, als das an einem großen Haus der Fall ist. Es herrscht ein viel größerer Respekt voreinander. Und das hat mir sofort gefallen. Ich bin immer noch ein großer Fan von der Zusammenarbeit, wie wir es im KUZ hatten – mit so vielen Leuten – und dass das funktioniert hat. Hand in Hand. Ich denke, da macht die Inklusion, oder vielmehr die Form des Theaterfestivals, ganz viel aus.

Inwiefern ist Inklusion da der entscheidende Punkt?

Es ist auf jeden Fall ein spannender Punkt. Grenzenlos Kultur ist kein Festival, bei dem ich arbeite, um Geld zu verdienen. Das ist ein nettes „Nebending“. Mir ist es ganz wichtig, das zu unterstützen. Ich finde es einfach toll. Oft bin ich total hingerissen von den Stücken – was da auf der Bühne entsteht. Viel mehr als zum Beispiel am traditionellen Theater. Da gibt es zwar auch Stücke, die mich berühren, aber bei Grenzenlos Kultur wird etwas ganz anderes spürbar. Aber was genau, das kann ich dir nicht erklären.

Du hilfst hier nun schon seit 15 Jahren. Bewegt dich das Thema auch in deinem alltäglichen Leben?

Mich bewegt das Thema das ganze Jahr über. Ich habe zwei Neffen, die beide mit dem Asperger-Syndrom leben. Eine Form von Autismus. Vor vier Jahren habe ich mit einer Musikgruppe gearbeitet, bei der unter anderem zwei autistische Brüder Instrumente gespielt haben. Davon habe ich meinen Neffen dann erzählt – da gibt es so Theatergruppen und Bands. Dass ihnen klar wird: Die können alles machen, was sie wollen. Da finde ich es total spannend, dass sich da für mich so ein Kreis schließt.

Hast du die beiden schon mal  zum Festival mitgenommen?

Bisher noch nicht. Sie wissen, dass das stattfindet. Ich schicke ihnen immer mal wieder Links zu den Theatergruppen. Aber ich denke, sie müssen das auch nicht. Wenn sie das wollen, können sie auf alle Fälle kommen und sich das anschauen. Ansonsten haben sie ganz einfach andere Interessen, als Theater zu gucken. (lacht)

Du hattest gerade angesprochen, dass das Festival bislang im KUZ stattgefunden hat. In diesem Jahr läuft es zum ersten Mal am Staatstheater? Hat sich da was verändert?

Ich muss sagen, im KUZ ist es ja auch über die Jahre hin gewachsen. Und es haben sich immer schon mal Kleinigkeiten geändert. Man musste dem KUZ also auch Zeit geben, mit dem Festival zusammenzuwachsen. Was mir hier ganz arg fehlt, ist ein „Festival-Treffpunkt“, ein Raum, wo alle sich treffen können, wann immer sie wollen. Da können Schauspieler, Techniker, Betreuer, bitte auch alles in weiblicher Form (mit einem Grinsen auf den Lippen), aber auch Gäste, Besucher – alle können sich dort treffen und miteinander ins Gespräch kommen. Im Moment ist es zudem leider so, dass wir untereinander ganz wenig Kontakt haben. Wenn mein Kollege Flo was im U17 macht und ich oben im Glashaus, kann es sein, dass wir uns nur kurz mal auf eine Zigarette treffen.

Kamst du denn auch schon dazu, dir was anzuschauen?

Leider noch gar nicht. Ich möchte mir auf alle Fälle heute Abend La «S» / The Choolers anschauen. Das habe ich ja auch mit eingerichtet. Da bin ich gespannt, wie das alles miteinander wirkt und funktioniert. Thikwas “Subway to Heaven” würde ich auch sehr gerne sehen, wenn das möglich ist. Da die Vorstellungen zeitversetzt laufen, haben wir das Problem: Wenn das eine Stück fertig ist, muss es abgebaut und verladen werden. Und der Puffer zwischen dem Abbau und dem Beginn vom nächsten Stück ist nicht so groß, dass die Zeit dafür reicht. Da muss man auf alle Fälle im nächsten Jahr nachbessern.

War das im KUZ anders?

Ja, da hatten wir meist nur eine Vorstellung. Und wir waren immer vor Ort. Da war es möglich, sich das Ganze anzuschauen. Davon abgesehen, finde ich es auch immer total spannend – man baut da was auf und weiß aber gar nicht, warum beispielsweise der Scheinwerfer ausgerechnet da stehen muss, oder irgendeine Requisite, die unseren Kabeln eigentlich im Weg steht. Erst während des Stücks erschließt sich dann, was wir da aufgebaut haben. Da lernt man ja auch draus. Das schließlich zu sehen, ist das Reizvolle daran. Aber das Festival muss nächstes Jahr auf jeden Fall wieder hier sein, damit wir zusammenwachsen können.

Du bist also nächstes Jahr auf jeden Fall wieder mit dabei?

Ja, ich hoffe es. Ich fang nächstes Jahr noch ein Studium an, “Soziale Arbeit”. Ich weiß nur noch nicht, wann im Herbst das Semester beginnt. (lacht)

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