Unsere Festivalhöhepunkte

Nach 17 Festivaltagen mit 11 Theaterproduktionen hat die Redaktion in ihrem Gedächtnis gekramt: Welcher Abend hat uns am stärksten beeindruckt? Hier gibt’s die höchst subjektiven Festivalhöhepunkte der BloggerInnen:

Wenn Zuschauer ihre eigenen Stimmen auf der Bühne hören, die Aufführung mehrere Enden hat, so dass man nicht weiß, ob man aufstehen soll, wenn das Licht angeht, dann sitzt man bei Woyzeck von Boris Nikitin. Mein Festivalhit.  Schon zu oft in der Schule über Büchners “Woyzeck” geredet? Diese Form der Interpretation war mir völlig neu und hat mein Gehirn durchpustet. (Lea-Sophie Preußer)

Eine subtile scheinbare Nicht-Dramaturgie,  Schauspieler, die sie selbst sind und Zuschauer, die sich zwischen Lachen und Weinen verlieren. Die Inszenierung Disabled Theater von Jérôme Bel und dem Zürcher Theater HORA hat es geschafft, das Publikum auf eine emotionale Achterbahnfahrt mitzunehmen, es durch Direktheit und Ehrlichkeit zu berühren. Die Zuschauer danken es mit tosendem Applaus. Ein Abend, der konfrontiert und begeistert – was will Theater mehr? (Natalia Frumkina)

Mein Festivalhöhepunkt: Das Gespenst der Freiheit vom Theater Thikwa & Anne Tismer. Nicht nur ihre Interpretation des Bunel-Films war toll, sondern die gesamte Atmosphäre. Zwischen den einzelnen Vorführungen in der Walpoden Akademie entstand vor der Tür eine angenehme Gesprächsrunde, in der man sich auf eine entspannte Art und Weise über Themen wie Integration von Menschen mit Behinderung unterhalten konnte. So schön und lustig die anderen Stücke waren, die ich bei diesem Festival sehen durfte – nichts kann an die Atmosphäre dieses Tages heranreichen. (Peter Kroh)

Ich liebe Überraschungen, deswegen war mein Höhepunkt bei diesem Festival die Aufführung Bettina bummelt. Mit der Geschichte und den Bildern des Kinderbuchs im Hinterkopf bin ich der Inszenierung begegnet. Um festzustellen: Das kleine Mädchen und die Mutter werden von zwei erwachsenen Männern gespielt, die Erzählung vermischt sich mit den persönlichen Erinnerungen der beiden. Ihre klare Bildsprache stößt Gedankengänge an, setzt Lacher und bleibt dabei kurzweilig. Prädikat: “pädagogisch wertvoll” (was immer nach eingeschlafenen Füßen klingt)? Davon ist bei dieser rasanten Aufführung nichts zu spüren. Ich mag es, wenn am Schluss einer Inszenierung für Kinder manche Eltern sich fragend anschauen, während die Kinder alle begeistert sind. (Géraldine Krüger)