Groß in Mainz

Groß war’s. Laut. Und innig. Bei der Eröffnungsgala des Festivals.

Zwei Schwangerschaften und ein fliegender Wal: “Face to Face” vom Theater Thikwa. Foto: Holger Rudolph

In meiner Computertasche der zerknitterte Abendzettel des letzten Stückes, das ich im März sah: Meine Damen und Herren, „Die Stadt bin ich“, Premiere am 11.3.2020 bei Kampnagel in Hamburg. Danach: das große Schweigen. Die Unsicherheit. Auch und gerade beim Umgang mit Künstler*innen mit Behinderung. Jetzt sind sie wieder da, und zwar mit ziemlich viel Wumms: Bei der Eröffnungs-Gala „Big in Mainz tonight“ ging es tatsächlich groß zu, bunt, laut, geschichten- und assoziationsreich. Die (vor)laute Band von RambaZamba mit Thomas Köcks Ende aller Ideologien und mit eloquenter Munterkeit in den Raum gesetzten Thesen, Cornelia Dörr und Friederike Jaglitz von Meine Damen und Herren, die sich (und uns!) gnadenlos die Schwachstellen der jeweils anderen aufs Brot schmierten, die drei ungleichen Schelhas-Schwestern und ihre – wie so oft – nicht ganz unkomplizierte, facettenreiche Geschwisterliebe, die zugeneigten Verhandlung von Cora Frost und Christian Wollert und die Virtuosität von Corinna Mindt und Oskar Spatz in „Bonnie und Clyde“, ein stolzer Tanz auch hier an den Rändern von Liebe und Abhängigkeit, von Freiheit und Mut. Dazwischen: Das kollektive Qui-Gong mit dem Helmi als perfekte Pausengymnastik, in den Zuschauer*innenraum gestreckte Hände und Füße, frech über den Rand der eigenen Couch hinausragend. Danach hinaus in die spätsommermilde Abendluft, die spürbare Freude bei Künstler*innen wie Publikum im Gepäck. Es geht wieder los! Wenigstens heute. Wenigstens hier. Sind wir groß in Mainz – Tonight.