Geschwisterliebe Forever

Eine Kritik in einfacher Sprache

Auf der Bühne befinden sich ein Klavier, ein Fernseher, zwei Kleidungsstücke. Zu Beginn sitzt Christoph von Goumoëns vor dem Fernseher und schaut „James Bond“. Der Abspann des Films beginnt: es läuft das Lied: „Diamonds are forever“. Diamanten sind für die Ewigkeit. So lautet auch der Titel des Theaterstücks von den Geschwistern von Goumoëns. Zum Titel gehört auch noch eine Zahl: 0021. Sie ist eine Anspielung auf die Bond-Nummer 007. Und die 21 steht für Trisomie 21, denn Christoph hat das Downsyndrom. Er ist zwei Jahre jünger als seine Schwester Annette von Goumoëns.

Das szenische Geschwisterprojekt in der Regie von Beatrice Fleischlin stellt die beiden selbst ins Zentrum. Weil Christoph von Goumoëns James Bond mag, spielen sie gemeinsam ein paar Szenen nach. Er stellt James dar, seine Schwester das Bond-Girl. Dabei bekommt man den Eindruck, dass es beiden gefällt: Das Spielen mit Rollen, das Spielen auf der Bühne, das Albern Sein. Sie geben in der Inszenierung Einblick in ihr gemeinsames Leben.

Christoph im James Bond Outfit. Nebel auf dem Boden. Alles rot beleuchtet.
Christoph von Goumoëns performt James Bond; Foto: Holger Rudolph

In einer Szene schiebt Annette Christoph von Goumoëns in einem Einkaufswagen auf die Bühne. Wie damals als Kinder. Sie erzählt, wie Mitmenschen einen abwertenden Kommentar über ihren Bruder im Supermarkt machten. Damals beschäftigte sie dabei die Frage: „Was halten die Leute von mir, wenn sie mich mit Christoph sehen?“ In einer anderen Anekdote wird deutlich, dass sie sich früher auch manchmal für ihn schämte. Inzwischen scheint das nicht mehr der Fall zu sein. Beide geben sich hier eine Bühne. Sie spielt Klavier, er schaut Filme, spielt diese nach oder malt.

Die Geschwister von Goumoëns betrachten den Einkaufszettel. Christoph im Einkaufswagen, daneben seine Schwester Annette
Christoph und Annette von Goumoëns aus „0021 DIAMONDS ARE FOREVER“; Foto: Holger Rudolph

Nicht nur Diamanten, auch ihre Beziehung ist eine für immer. Diamanten sind sie füreinander, könnte man denken. Und gemeinsam haben sie die Kunst. Auch das scheint ein starkes Fundament für ihre Beziehung zu sein. Ein Fundament so stark wie Diamant.

Die Aufführung berührte mich zunächst sehr. Dies war auch dem beeindruckenden Klavierspiel von Annette von Goumoëns zu verdanken. Es sorgte für eine besondere Atmosphäre. Auch die z.T. improvisiert wirkenden Momente untereinander erweckten einen liebevollen Eindruck. Und die Videos und Erzählungen aus der Kindheit verliehen dem Ganzen zusätzliche Tiefe. Auch war es schön, wenn sie beide jede*r für sich, einfach beieinander waren.

Christoph malt auf einer Plexisglasscheibe. Sie hängt vor ihm. Er scheint einen Krebs zu malen.
Christoph von Goumoëns malend in Aktion; Foto: Holger Rudolph

Gelegentlich steht Christoph von Goumoëns auch allein auf der Bühne und hält einen Monolog. Es ist schwierig, ihm akustisch und sprachlich (er spricht schweizerdeutsch) zu folgen. Ein bisschen geht dadurch leider die Stimme, die er an diesem Abend bekommen soll, verloren. An diesem Abend erfährt man viel über Christoph von Goumoëns. Allerdings, so merke ich beim Schreiben der Kritik: mehr aus dem Blickwinkel seiner Schwester. Seine Position muss mehr zwischen den Zeilen gelesen werden.