Das Theater RambaZamba erkundet die “Jahreszeiten”
Herbstblätter wirbeln durch das KUZ: Die Schauspieler des Berliner RambaZamba wälzen sich auf dem Boden und werfen mit Laub um sich, das überall auf der Bühnenfläche verstreut ist. Was da flattert, sind Alufolienstücke, die knistern und rascheln und dadurch den Raum noch lebendiger aussehen lassen. Es wirkt magisch! Man hat das Gefühl, den Herbst sogar riechen zu können.
Gisela Höhne und Tomi Paasonen, die Leitenden des Tanztheaters vom RambaZamba, widmen sich einer Inszenierung der vier “Jahreszeiten”, in der es um den Ausdruck der Körpersprache geht und um das Zusammenspiel von Tanz und Körper. Das Ensemble sorgt für Lacher und Freude. Schon zu Beginn muss man über die Versuche der vier Männer, eine junge Frau beeindrucken zu wollen, schmunzeln: An einem sonnigen, heißen Tag, an dem die Insekten nur so summen, suchen sie Abkühlung in der Nähe von Wasser. Mit lustigen Gebärden und witzigen Bewegungen unterhalten sie das Publikum, bis plötzlich eine weibliche Person das sommerliche Szenario betritt. Alle sind aus dem Häuschen, sie wird begehrt und umworben.
Bewundernswert ist die Geräuschkulisse, die neben der Musik von Henry Purcell, Antonio Vivaldi und Igor Strawinsky aus den Lautsprechern tönt. Wird das Wasser von einem Schauspieler des Ensembles berührt, erfüllen echte Wassergeräusche den Raum. So ist es auch bei allen anderen Tönen. Hält sich jemand die Ohren zu, hören wir die Laute durch seine Ohren. Detailreich und mit Liebe gemacht sind auch die individuellen Kostüme. Ein inspirierendes Tanztheater zum Wohlfühlen. Die Natürlichkeit der Schauspieler und ihre Körperhaltung, ihre Sprache lassen keinen Zweifel daran, dass die Gruppe sich mit Haut und Haaren dem Tanz verschrieben hat. Sie lachen und springen, trotzdem erscheint immer wieder ein ernster Ausdruck auf ihren Gesichtern.
Zwischen Solotänzen, Gruppenchoreographien, die von wilden, impulsiven bis zu ruhigen, bedachten Tänzen reichen, vermittelt jeder seine individuelle Vorstellung von Sommer, Herbst, Frühling oder Winter. Alle scheinen gleich und unterscheiden sich doch – in den jeweiligen Tanzarten, ihrer Körpersprache, ihrer Pantomime. Rasant wechseln Eindrücke und Szenen: Eben war da noch ein Tanz nach sichtbaren Abläufen, etwa wie die Choreografien aus den Musikvideos. Schon löst sich alles in individuelle Bewegungen auf. Jeder entwickelt seinen eigenen Tanz, lässt seinen Körper auf einzigartige Weise sprechen. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll bei dieser Fülle an Eindrücken!
Viele Themen werden tänzerisch ausgelotet. Tod und Geburt, Liebe, Freundschaft und Machtkämpfe werden in einer Reinheit vorgetragen, die man nicht mehr so oft im Theater sieht. Keine Zwänge und keine Ängste, keine Zurschaustellung des Körpers, sondern die Natürlichkeit der Natur im Körper. So kann man auch mal die Hüllen fallen und der Schönheit der vier Jahreszeiten ihren Lauf lassen.
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