Hitzschlag und Frostbeulen

"Jahreszeiten" © Marie Tollkühn
“Jahreszeiten” © Marie Tollkühn

Sommer, Herbst, Winter, Frühling – und wieder Sommer. Theater Ramba Zamba verwandelt mit “Jahreszeiten” das KUZ in einen Ort der Naturgewalten.

Mitsommer. Nacht. Die Menschen jauchzen, lachen, tanzen, hüpfen. Sie sprühen vor Lebensfreude. Ein Lagerfeuer schafft eine gemütliche Atmosphäre, dazu erklingt orientalisch anmutende Musik.

Wenn es im KUZ stürmt und schneit, liegt das gerade nicht am Wetter, sondern am Theater Ramba Zamba aus Berlin. Mit “Jahreszeiten“ entfesselt die Gruppe ein buntes Tanztheater. Unter der Leitung von Gisela Höhne und dem Choreographen Tomi Paasonen entstehen Einblicke in die vier Jahreszeiten. Diese beziehen sich nicht nur auf die Natur, sondern auch auf einzelne Lebensabschnitte der Menschen. Höhne widmete sich Frühling und Sommer, während Paasonen den Herbst und den Winter gestaltete. Begleitet wird das Ensemble unter anderem mit Musik von Henry Purcell, Antonio Vivaldi und Igor Strawinsky.

“Man soll keine Mücke totschlagen – es könnten Tausende zur Beerdigung kommen“

Die Hitze ist förmlich spürbar. Ein idyllisch anmutender See, in dem die Akteure die Füße abkühlen, sich dabei den Schweiß von der Stirn wischen und von der Sonne geblendet werden. Sie versuchen, auf viel zu kleinen Handtüchern Platz zu finden. Ihre Körperbeherrschung zeigen Einzelne durch einen angedeuteten Sprung ins kalte Wasser oder durch fließende, eingängige Bewegungen. Die Schauspieler präsentieren mit kleinen Spielereien das meist lächerliche Balzverhalten, das Menschen einander bieten, wenn es draußen zwitschert, blüht und die Temperaturen unerträglich werden. So stolzieren sie mit geschwellter Brust und wechseln demonstrativ den Liegeplatz am See – um nur einige der amüsanten Szenen zu nennen.

Glitzernde gold- und silberfarbene Blätter fallen vom Himmel und kündigen den Herbst an. Grau gekleidete Wesen rascheln, zucken, rollen und hüpfen durch den wirbelnden Blätterwald. Mal erscheinen die grauen Gestalten als Regenwürmer, die die Erde aufwühlen, mal als Bäume, die ihr Laub verlieren. Dann wieder scheinen es Tiere zu sein, die sich ihren Winterspeck anfressen. Die Vielfältigkeit der Bilder regt zu immer neuen Deutungsmöglichkeiten an.

Winter ade…

Der Winter als Endstation des Lebens? Jeder bekommt letztlich einen Spiegel vorgehalten. Reflektiert wird das eigene Leben, das, was gut und was schlecht war. Trotzdem sagt man schließlich auf Wiedersehen. Ein Schneesturm mit wirbelnden Schneeflocken und kalten Windstößen erinnert an den Frost, aber auch an den Tod mit seiner Kälte und Einsamkeit, die er zurücklassen kann. Eingefroren, statisch und leblos wirken die umherstaksenden Gestalten.

“Bäh, Schneematsch“. Mit diesen Worten wird der Frühling eingeläutet. Flügelflattern, Sonne, Sturm, Liebespaare und Geburt sind eine Auswahl von Assoziationen, die den Akteuren zum Frühling kommen. Tanzend und mit Gebärdensprache gespickt, bewegt sich die Gruppe einheitlich zur Musik, während sie die genannten Begriffe in ihrer Bewegung verarbeitet.

Man sieht das vor allem wegen der Darsteller. Auf der Bühne hängt nur eine weiße Plane  wie ein Baldachin über der Mitte der Bühne und wird mit einer Videoprojektion in verschiedene Farben getaucht. Diese Farben stammen von Bildern der Schauspieler, die der Projektor auf die Bühne wirft.

So entspinnt sich ein unterhaltsamer, abwechslungsreicher Abend mit vielen Bildern und Möglichkeiten der Interpretation. Der Kreislauf des Abends und der Jahreszeiten schließt mit den Worten “Tja – schon wieder Sommer“.

Mehr Infos über das Theater Ramba Zamba Berlin bekommen Sie hier und hier.

Interesse geweckt? Heute Abend haben Sie noch einmal die Gelegenheit “Jahreszeiten“ zu erleben.