Flash-Flop

Eigentlich funktioniert ein Flashmob so: Eine Gruppe von Menschen findet sich über soziale Netzwerke spontan an einem öffentlichen Ort zusammen, führt dort eine Aktion durch (was bestenfalls eine gespenstisch schöne Aufführung ergibt) und verschwindet wieder. Was aber passiert, wenn eine Ministerin zum integrativen Flashmob lädt? Mainzer Beobachtungen abseits des Festivals. Eine seltsame Szenerie: Auf dem Mainzer Theaterplatz steht ein Mikrofon. Ein Ukulele spielender Gute-Laune-Clown kurvt durch die Menge.  Nach einer gut zehn Minuten langen Begrüßung durch die rheinland-pfälzische Sozialministerin Malu Dreyer beginnt die eigentliche Veranstaltung mit dem Titel Leben wie Alle – Mittendrin von Anfang an: Die Anwesenden, darunter Mitarbeiter von Behindertenwerkstätten, Schüler und Passanten, lädt sie zum Zeichnen ein. Die Ministerin möchte fröhliche Bilder auf dem Boden sehen, die die Gleichberechtigung von behinderten Menschen darstellen sollen.

Es gibt Papier und Kreide, somit kann auch der Boden bemalt werden. Bald knien die ersten und färben die Steinplatten bunt. Der Ukulelenclown zieht mittlerweile eine aus Schülern bestehende Polonaise hinter sich her, die zahlreich erschienenen Behinderten fühlen sich anscheinend wohl: Immerhin können sie hier kurz auf ihre Arbeit und die dazugehörigen Projekte aufmerksam machen. Es gongt, kurz wird auf die schönsten Bilder eingegangen. Die Ministerin kommentiert sie kurz, dann ist alles aber auch schon wieder vorbei. Nun wendet sich Dreyer den Medienvertretern zu.

Eine Frage stellt sich der gemeine Zuschauer allerdings: Was soll das Ganze? Vor allem unter dem coolen Flashmob-Label? Schließlich handelt es sich hier offensichtlich um eine ministerial geplante Veranstaltung. Ein “Sommerfest für Inklusion” hätte es auch getan.

Malu Dreyer hat sich auf Kosten von Behinderten und einer stark auf Mitleid ausgelegten Schiene einige Sympathien und Wählerstimmen eingeholt. Klar wurde Behinderten hier eine Plattform geboten, doch diese ist bei weitem nicht groß genug. Der Ansatz von Integration ist viel mehr im Sinne von “Du armer, kleiner, Behinderter” ausgelegt. Es wäre sinnvoller, diese Menschen endlich auch als Menschen auf Augenhöhe ernst- und wahrzunehmen.

Peter Kroh

Peter Kroh, geboren 1993, Fachabitur 2012 an der Mainzer Steinhöfelschule. Demnächst ZDF-Praktikant. Von seinen Leidenschaften Sport und Theater gibt er beim Grenzenlos Kultur Blog gerade letzterer den Vorzug.