Irgend so ein eiserner Sessel

Fantasy-Chaos auf dem Tritonplatz: Solene Garnier, Lisa Heinrici, Christopher Heisler, Brian Morrow und Emir Tebatebai © Holger Rudolph

“Hallo, mein Name ist Robert Baratheon und ich bin seit zwei Seasons tot.” Mit diesen Worten und einem kurzen Rückblick auf das, was bisher geschah, beginnt “Mother of Dragons”, der zweite Teil des vierteiligen Projekts “Game of Thrones reloaded”, mit dem die Berliner Gruppe Helmi Theater zusammen mit Gästen den Nachmittag und Abend hindurch das Festival Grenzenlos Kultur in ein Fantasy-Schlachtfeld verwandeln.

Wegen des sonnigen Wetters findet das kurze Stück nicht im Zentralcafé, sondern auf dem Tritonplatz vor dem Kleinen Haus des Mainzer Staatstheaters unter freiem Himmel statt. Trotz technischer Probleme und wilder Improvisationen sorgt die Parodie auf die amerikanische Kultserie für viele Lacher und unerwartete Momente. Auch die schrägen Schaumstoffpuppen des Helmi Theaters treten auf, unter anderem als Drachen und Pferde.

Lisa Heinrici schlägt sich in ihrer Rolle als naive Drachenmutter mit Ganzkörpereinsatz durch. In weißem Kleid heiratet sie den Dothraki-Anführer Khal Drogo, um ihrem Bruder Viserys zu helfen, “irgend so einen eisernen Sessel” zu erobern – das zentrale Machtsymbol der Serie. Als Khal Drogo tobt Solene Garnier im Lederrock über den Platz und schafft es mit wenig Worten als wilder Krieger zu überzeugen. Neben der Bühne wird getrommelt und zeitweise auch dramatische Musik eingespielt, die den Nebel unterlegt und dem Ganzen etwas Ernsthaftigkeit verleiht, zumindest solange bis die Darstellenden plötzlich in ihre eigene Version von Beyoncés “Crazy of Love” ausbrechen.

Die Szenerie ist einfach gehalten. Nur mit Pappe, Tüchern und viel Nebel inszenieren Helmi & Guests eine eigene Version der Serie, die amüsiert, ohne dass man dafür die anderen drei Teile gesehen haben müsste. Die Parodie dürfte aber besonders Kennern der Serie zum Schmunzeln bringen. Diejenigen, die weder das Buch noch die Serie kennen, werden zwar durch die anzüglichen Witze durchaus unterhalten, dürften aber dem Zusammenhang der Geschichte kaum folgen können.

“Das ist nicht witzig” – die beste Szene von Teil 2 © Holger Rudolph

Die witzigste Szene des zweiten Teils ist die, in der Heinrici sich aus Trauer über den Tod ihres Ehemanns mitverbrennen will – unter dem Lachen des Publikums. “Ihr denkt jetzt vielleicht, das ist witzig”, ruft sie. “Aber das ist schon ein ziemlich dramatischer Moment. Ich meine, das muss man sich mal vorstellen!”

Eine schräge Satire, die aufgrund des schwarzen Humors und allein ihrer Handlung sicher nicht für Kinder geeignet ist, dafür aber für jene Fans der Serie besonders viel zu bieten hat. Und die von nun an bis Samstag an jedem Abend um 21.30 Uhr im Zentralcafé auf dem Tritonplatz fortgesponnnen wird.