Ende August. Ein Flur der Universität Mainz. Elf Studierende sind begierig Neues zu lernen, ein Dozent strotzt vor Motivation. Aber was ist mit dem Seminarraum, der Tür? Verschlossen. Das Ende? Der Anfang!
Das medienpraktische Projekt, das jedes Jahr unter Leitung von Georg Kasch das Theaterfestival „Grenzenlos Kultur“ begleitet, startet mit den Worten: „Ja, gut. Dann lasst uns doch trotzdem schonmal mit einer Vorstellungsrunde anfangen, trotz dieser besonderen räumlichen Situation.“
Mit einiger Verzögerung kommen wir doch in unseren Raum, aber die Stimmung ist schon mal gelockert.
Es liegen vier intensive Tage vor der Gruppe. Wir merken schnell, dass es einen Unterschied gibt zwischen kompliziert formulierten, langen und den leichten, fluffigen Sätzen. Erstere produzieren wir ohne Mühe – wir sind es ja gewöhnt aus unseren Hausarbeiten (zum Leidwesen unserer Dozent*innen). Letztere zu erschaffen kostet uns einige Anstrengung und oftmals auch Schlaf. Wir lesen, schreiben, interviewen, besprechen, diskutieren. Zermartern unsere Gehirne auf der Suche nach Wortbildern, starken Verben und passenden Formulierungen. Am Ende wabern wir in einem Gemisch von Vorfreude und Erschöpfung. Es folgt eine wohlverdiente Pause.
Mit neuer Energie und dem drohenden Abgabetermin der Hausarbeiten im Genick startet Mitte September das Festival. Halten unsere Kenntnisse dem Realitätstest stand? Spätestens nach der ersten Vorstellung ist das Feuer entfacht. Fleißig sind wir Teil von Aufführungen, interviewen Künstler*innen und machen mit bei den Workshops des Symposiums. Texte entstehen am laufenden Band: Interviews, Kritiken, Porträts.
Es herrscht eine lockere Atmosphäre zwischen Dozent und Student*innen. Wir duzen uns – ungewohnt im Kontext der Universität. Georg schüttelt unsere Texte auf, bis sie fluffig genug für den Blog sind.
Zwischendurch treffen wir uns, tauschen uns aus über Erfahrungen, Eindrücke, Inszenierungen. Und: unsere Texte. Die Raumthematik begleitet uns – am Theater sind alle Räume belegt. Doch Theaterwissenschaftler*innen sind Kummer gewöhnt und so treffen wir uns meist auf dem Tritonplatz oder in der Kantine.
Nach zwei Wochen voller Aufführungen, langen Nächten, einigen Schreibblockaden, Begeisterung, durchgesessenen Hintern und wunden Fingerkuppen wird uns klar: Das Leben eines Kulturkritikers oder einer Kulturkritikerin ist gewiss nicht für jeden etwas. Aber für ein paar Tage ein Erlebnis!