Einmal Meermann sein

Eben noch standen sie auf der Bühne, jetzt sitzen sie in der Kantine des Staatstheaters Mainz: Cora Frost und Addas Ahmad haben sich bereits abgeschminkt und gemütlich angezogen. Als eine von zwei Dorothys in „OZ,OZ,OZ! (W)Rap the Wizard! – ein verhindertes Musical“ singt, rapt oder schreit Frost – je nach Gemütslage. Ahmad sorgt vor allem gegen Ende für ein ziemlich lässiges Beatboxen.

Wie im Original erzählt die Produktion des Berliner Theaters Thikwa die Reise Dorothys und ihrer neugewonnenen Freunde zum Zauberer von Oz. Frost teilt sich ihre Rolle mit Corinna Heidepriem. Mal ist die eine das Echo der anderen, mal die andere. Einmal folgt Frost Heidepriem, und mit ausgestreckten Armen fliegen sie dem Zauberer entgegen und nehmen dabei immer neue Wegbegleiter mit auf. Dann geht Frost voraus, der Nase nach, Heidepriem schreitet mit dem Blechmann an ihrer Seite hinterher. Dabei gibt Frost mit ihrer Stimmgewalt Dorothy einen rotzigen, dramatischen Charme.

Die doppelte Dorothy: Corinna Heidepriem, Cora Frost © Holger Rudolph

Frost mag so ziemlich jede Musikrichtung, am liebsten aber nicht im klassischen „1,2-Rhythmus“, erzählt sie mir. An ihrer Seite sitzt Addas Ahmad. Beide haben ein kaltes Bier vor sich und sind ziemlich erledigt von der Aufführung. Müde, aber glücklich lehnen sie sich aneinander.

Für Cora Frost ist es die erste Arbeit mit Theater Thikwa. Zuvor hat sie bereits mit Gruppen wie Das Helmi und Theater HORA zusammengearbeitet. Als Performerin, Musikerin und Regisseurin ist sie international unterwegs und hat besonders Männerrollen für sich entdeckt – so wie „Sin City“ oder „Große Vögel, kleine Vögel“. Erst kürzlich hat sie die Rolle des Papstes auf dem BERLIN is not BAYREUTH-Festival gespielt.

Addas Ahmad ist schon seit über zehn Jahren am Theater Thikwa dabei. Abende wie mit „OZ,OZ,OZ! (W)Rap the Wizard“ sind für ihn ein absolutes Highlight. Er ist leidenschaftlicher Beatboxer und gibt auch im Musical an der Seite von Raphael Schall seine Mundakrobatik zum besten. Gemeinsam beatboxen sie zum grandiosen Ende der Inszenierung, bis alle Darsteller die Bühne verlassen haben.

Addas Ahmad und Cora Frost im Gespräch mit Julia De Lon © Holger Rudolph

In der Inszenierung geht es unter anderem um lang ersehnte Wünsche und Träume. Auch Cora Frost und Addas Ahmad haben Wünsche für die Zukunft. „Ich möchte mein inneres Drama loswerden“, erzählt Frost. „Ich hab irgendein inneres Drama, aber das kriegt man wahrscheinlich nie ganz los. Aber das würde ich mir wünschen.“ Sie überlegt kurz. „Außerdem möchte ich, dass man miteinander reden kann – und sich auch versteht. Dass es nicht immer so schwer ist, sich zu verstehen, daran geht oft alles kaputt. Miteinander reden und leben, ohne sich gegenseitig zu bescheißen. Von sowas träume ich!“

Ahmad nickt und legt den Kopf schräg. Sein größter Traum: einmal ein Meermann sein. Gemeinsam waren Cora Frost umd Addas Ahmad am Vorabend am Rheinufer in Mainz und haben dort von einem Leben im Wasser geträumt. „Das verbindet uns!“, sagt Frost und lacht. „Ich würde auch gern ein Meermann sein. Egal, Meermann oder Meerfrau, oder was dazwischen!“