Jan Plewka und Band rocken das KUZ mit “Sound of Silence”
Die Sekunden, in denen nichts passiert, scheinen eine kleine Ewigkeit zu dauern. Fünf schwarz gekleidete Männer sitzen hinter ihren Instrumenten. Ihre Umrisse lassen sich in dem dunklen Raum nur erahnen. Keine Saite wird gezupft, keine Taste angehauen und keine Stimme erhoben. Es ist der Klang der Stille.
Mit Dunkelheit und absoluter Ruhe beginnt Jan Plewkas Musiktheaterabend “Sound of Silence”. Die weltweit bekannten Songs von Paul Simon und Art Garfunkel inszeniert er als eine rockige Mischung aus Konzert und ein wenig Theater. Mit seiner rauchig, kratzigen Stimme verleiht Plewka den sanft verträumten Liedern des Pazifismus eine raue Seite, die dennoch einfühlsam und wirkungsvoll ist. Eine langsame tragende Version voller Herzschmerz von “Cecilia”, die simple Zweistimmigkeit und zarten Gitarrenklänge in “Old Friends” und “The 59th Street Bridge Song” mit dem groovy Musiker, der eine Diskokugel auf dem Kopf trägt – Jan Plewka und seine Band gestalten die Lieder von Simon & Garfunkel auf ihre Weise, ohne dabei den einfachen Songs ihre starke Wirkung zu nehmen.
In der Zwickmühle
Es ist wie eine Zeitreise in das Amerika der 70er Jahre. Alte Interviewmitschnitte von Art Garfunkel werden eingespielt, Songtexte vorgelesen, verändert und übersetzt und plötzlich steht Mrs. Robinson auf der Bühne – naja, sie flimmert auf einer Leinwand. In einem aberwitzigen Dialog und mit ihrem weiblichen Charme wickelt sie Plewka um den Finger. Diesen überfordern sichtlich nicht nur die Größe der schönen Frau, sondern auch die Tatsache, dass ihr Ehemann bald zu Hause sein wird. Zwickmühle!
Er entscheidet sich schließlich für eine Herzensdame aus dem Publikum, entführt sie auf die Bühne und zaubert sie von der Bühnenmitte kurzerhand hinter das Schlagzeug. Jan Plewka scheint das Publikum zu lieben, immer wieder quetscht er sich durch die viel zu eng gestellten Stuhlreihen des KUZ, währen er von Liebe, Frieden und Glück singt.
Wie krumme Hampelmänner
Als Plewka sich beim Publikum versichert hat, dass alle den nächsten Song “Bridge over troubled Water” kennen, verabschiedet er sich vorübergehend von der Bühne. Schon erklingen die allzu bekannten Klaviertöne. Für die Textunsicheren gibt es eine Gedächtnisstütze auf großen weißen Plakaten, also singt, schunkelt und summt der ganze Saal.
Es ist nicht das letzte Mal, dass das Publikum zum Mitmachen animiert wird. Erwartungsvoll stehen die fünf Musiker am Bühnenrand als der Kinderreim “Hello my name is Joe” erklingt. Joe arbeitet in einer Knopffabrik und hat die Aufgabe, sämtliche Knöpfe mit einem anderen Körperteil zu drehen. Es ist eine konditionelle Herausforderung. Bald zappeln die Musiker wie krumme Hampelmänner auf der Bühne herum, im Saal fallen die ersten Bierbecher um und einige Zuschauer hängen besorgniserregend schief auf ihren Stühlen.
Die Stimmung ist ausgelassen. Lieven Brunckhorst (Klavier), Marco Schmedtje (Gitarre), Martin Engelbach (Schlagzeug) und Dirk Ritz (Bass) – einer nach dem anderen legt ein überragendes Solo hin. Zum Schluss ist nichts mehr dunkel und still. Das Publikum tanzt.
Mehr zu Jan Plewka und “Sound of Silence”? Hier geht es zu einer weiteren Kritik, hier zu einem Porträt des Schauspielers.