Der deutsche Kurt Cobain oder the Sound of Plewka

Jan Plewka bei einem Selig-Konzert 2013 © Rainer Knäpper, artlibre
Jan Plewka bei einem Selig-Konzert 2013 © Rainer Knäpper, artlibre

Morgen Abend singt Jan Plewka Songs von Simon & Garfunkel. Hauptberuflich ist er die Stimme von Selig, nebenbei erfindet er sich ständig neu. Ein Porträt

Plewka, Jan: Geboren am 29. Oktober 1970. Besondere Ausstattung: übertrieben talentiert in vielen Bereichen. Markenzeichen: ein rotzig-schönes Stimmorgan.

Sicher ist diese Beschreibung zu knapp, um Jan Plewka nur annähernd gerecht zu werden. Er ist Sänger, Bandleader, Schauspieler, Komponist, Rockgeschichte und ein bisschen Grafiker (“Das war der ordentliche Beruf”).

Deutsche Antwort auf den Grunge

Wobei die Rolle des Sängers und des Bandleaders prägend ist. Im norddeutschen Ahrensburg erblickte er die Welt, um sie zu besingen. Schon im Kindesalter begann er in diversen Bands zu üben, die Instrumente bestanden allerdings noch aus “Persiltrommeln und Pappgitarren”. 1993 gründete er zusammen mit Christian Neander die Band Selig, nun mit echten Instrumenten. Und echtem Erfolg: Selig war die deutsche Antwort auf den Grunge. Kurt Cobain ist tot, Jan Plewka lebt noch. Wem Selig kein Begriff ist, sollte dieses Kapitel deutscher Musikgeschichte nachholen. Dieses Video wäre ein Anfang:

Selig waren stilprägend für die deutsche Rockmusik, die Alben stürmten die Charts und auch die Konzerte waren stets ausverkauft. Im Juli 1997 wurde mit “Blender” allerdings das vorerst letzte Album der Band veröffentlicht – Jan Plewka beschloss, künftig eigene Wege zu gehen und sich anderen Projekten zu widmen. Im August 2008 fand die Band wieder zusammen. Sie existiert bis heute und hat nach ihrer Wiedervereinigung drei weitere Alben veröffentlicht.

Zu Hause ist er selten

Nach der Trennung von Selig ging Plewka mit seiner Familie nach Schweden, um sich zu regenerieren. Es blieb bei einem Versuch: “Ich bin immer sehr unstet. Meine Kinder kennen das nur so, dass der Papa immer sehr viel unterwegs ist”, hat er einmal gesagt.

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Mann mit Kugelhut: Jan Plewka

In Deutschland ging die Arbeit an vielen Fronten weiter. Neben einem unveröffentlichten Solo-Album, das “zu schräg” ausgefallen sei und in der Mottenkiste verschwand, veröffentlichte Plewka eine Platte mit dem Titel: “Zu Hause, da war ich schon”. Da er aber ein geselliger Mensch ist,  gründete Plewka noch zwei weitere Bands: Zinoba, eine Kombo aus ehemaligen Selig-Mitstreitern und TempEau mit den Schauspielern Marek Harloff und Stephan Eggert.

Apropos Schauspiel: Neben Soundtracks für Filme wie “Schule“ und “Knockin On Heavens Door” spielte er auch selbst in den Kurzfilmen “Hänsel@Gretel“ und “So billig“ die Hauptrollen. In einer Berliner “Zauberflöten”-Inszenierung übernahm er die Rolle des Papageno, wirkte als Musiker an mehreren Inszenierungen am Wiener Burgtheater mit und produzierte unter dem Titel “Jan Plewka singt Rio Reiser” einen Liederabend. Zunächst in Kooperation mit dem Schauspielhaus Hamburg, anschließend als Gastspiel-Tournee zollt Plewka seinem großen Idol Tribut. 

In der Yoko-Ono-Liga

Da dieser Liederabend nicht nur erfolgreich war, sondern allen Beteiligten viel Spaß machte, setzte er die Zusammenarbeit mit seinem Team fort und schuf den Liederabend “Sound of Silence – Jan Plewka singt Simon & Garfunkel”. Uraufgeführt wurde er beim diesjährigen Kampnagel-Sommerfest, wo auch Größen wie Yoko Ono auftraten.

Morgen Abend ist “Sound of Silence” bei Grenzenlos Kultur vol. 15 im KUZ zu erleben. Was kommt dabei raus, wenn man den oft lieblich-melancholischen Soundtrack der Hippie-Ära mit der Stimme des deutschen Grunge mischt? Sehen und hören Sie selbst!