Julia Häusermann ist Schauspielerin am Theater HORA in Zürich und arbeitet mit verschiedenen freischaffenden Künstler:innen, u.a. mit Simone Aughterlony oder Nele Jahnke. Auf dem “Grenzenlos Kultur”-Festival spielt sie gleich in zwei Stücken mit.
Wir durften mit der Alfred-Kerr-Preisträgerin sprechen und erfahren, wie sie zur Schauspielerei gefunden hat. Auch haben wir über ihre neuesten Stücke “Ich bin’s Frank” und “No Gambling” sowie ihre Zukunftspläne gesprochen.
Begleitet wird Julia Häusermann beim Gespräch von der Theaterpädagogin Anna Fierz.
Valeska Opp: Was gefällt dir an der Schauspielerei und was magst du nicht?
Julia Häusermann: Mir gefällt, wie die Leute sind, die am Theater arbeiten, wie sie aussehen und wie die drauf sind. Die sind cool drauf. Was ich nicht so gerne habe… Da fällt mir nichts ein.
Lara Leonie Brähler: Wir haben gesehen, dass du schon auf vielen internationalen Bühnen aufgetreten bist. Jetzt bist du auch in Mainz. Wie ist es für dich wechselnd auf unterschiedlichen Bühnen zu stehen?
J.H.: Mir gefällt es, in anderen Ländern zu sein. Neue Sachen kennenzulernen, beeindruckt mich sehr. Wie die Leute drauf sind, was sie anhaben und das Essen. Aber ich esse nur das, was ich kenne. Ich bin ein bisschen einseitig beim Essen.
V.O.: Wieso wolltest du Schauspielerin werden?
J.H.: Ich fühle mich wohl dabei, weil man viel herumkommt. Man lernt viele Leute kennen, verdient Geld und kann davon auch shoppen.
Anna Fierz: Und was hat dich am Theater interessiert?
J.H.: Die Bewegung. Ich bewege mich gerne, tanze. Meine Mutter hat das Theater HORA im Programm gesehen. So hat alles angefangen. Dort bin ich erwachsen geworden.
V.O.: Und du singst auch gerne, oder?
J.H.: Ja. Ich singe sehr gerne. Ich singe auf Deutsch, aber ich versuche auch auf Englisch zu singen. Pop, Hip Hop, Schlager sind meine Musikrichtungen.
L.B.: Bei “Ich bin’s Frank” singst du auch, nicht wahr?
J.H.: Ja, bei der Schlussszene kommt auch Schlager vor. Da kommt ein Lied vom DJ Ötzi, das ich live singe.
A.F.: Das ist eines deiner Lieblingslieder, oder?
J.H.: Ja. Also eigentlich habe ich drei Lieblingslieder: “Ich bin für immer jung”, “Der helle Stern” und “Geboren, dich zu lieben”.
ICH BIN’S FRANK
V.O.: Du bist auf dem “Grenzenlos Kultur”-Festival mit “No Gambling” und “Ich bin‘s Frank” bei zwei Produktionen auf der Bühne. Wie war es, bei “Ich bin‘s Frank” ganz allein auf der Bühne zu stehen?
J.H.: Es ist nicht schwierig, keine anderen HORAS dabei zu haben. Ich bin sehr gerne alleine, nur ich. Es ist meine Welt in dem Stück.
L.B.: Und was bedeutet die Figur Frank für dich?
J.H.: Der Frank auf der Bühne chillt gerne, er macht gerne Party, tanzt auch gerne, singt und er hat noch ein paar Texte.
L.B.: Welche Rolle spielt Willy in “Ich bin’s Frank”?
J.H.: Willy ist eigentlich ein echter Wal. Aber ich habe etwas dabei, so ein Stoff-Orka-Wal und der begleitet mich seit ich denken kann.
A.F.: Und du schaust auch jeden Tag den Film “Free Willy 2”, richtig?
J.H.: Ja genau, jeden Tag! Es musste sein, weil ich eben Hochdeutsch sehr gerne habe und das so lerne. Ich mache es nicht zum Spaß, sondern weil ich gerne in Deutschland bin. Ich schaue jedes Mal den gleichen Film, weil ich einen Bezug zu dem Film habe und die Hintergründe verstehe, warum ich das sage und warum ich das lernen will. Ich liebe Deutschland, ich liebe die Sprache, ich liebe das Essen und diese Luft. Ich will diese Luft einatmen. Das ist so gut für mich.
NO GAMBLING
V.O.: Wir wollten dich auch gerne noch etwas zu “No Gambling” fragen.
J.H.: Ah! Also dieses Stück liebe ich!
V.O.: Wir haben auch ein schönes Bild von dir dabei (zeigt Bild aus dem Programmheft des Festivals).
J.H.: Ja, da bin ich am iPad und spiele [Super] Mario. Also ich kann nicht gut spielen, also gar nicht gut, aber ich versuche zu üben. Springen oder fliegen – das bin ich am Lernen. Ich sitze auf der Bühne und die Bälle kommen. Also Billardkugeln und die sammle ich dann ein. Es gibt dann noch eine Jacke, die ich nicht so liebe, weil da ganz viele Haare dran sind. Aber ich mache das sehr gerne.
L.B.: Das Stück ist in Zusammenarbeit mit Simone Aughterlony entstanden. Wie war die Zusammenarbeit?
J.H.: Eigentlich gut, also sehr gut. Sie versteht mich sehr gut und auch auf der Bühne haben wir immer Kontakt. Mit meinem Blick schaue ich sie an und dann tanzen wir zusammen und machen sexy Posen. Und da habe ich auch Texte.
L.B.: Und wie kamt ihr zu der Idee, “No Gambling” gemeinsam zu entwickeln?
J.H.: Am meisten haben Simone [Aughterlony], Nele [Jahnke] und ich entschieden, was gemacht wird und was nicht. Zum Beispiel habe ich ausgesucht, dass ich sitze und aufs iPad schaue. Nele hat gesagt, dass noch Billardkugeln kommen und Simone hat über die Jacke entschieden. Dann haben wir noch ein Mobile gemacht. Also es ist nach und nach alles zusammengekommen.
A.F.: Und die Anfangsidee kam, als du Simone erzählt hast, dass du gerne ins Casino gehst, oder?
J.H.: Ja, ich gehe sehr gerne ins Casino. Einmal im Monat.
L.B.: Wie lief die Zusammenarbeit zwischen Simone und dir dann genau ab?
J.H.: Wir haben sehr viel geprobt und dann sind nach und nach Ideen gekommen, wie wir das Stück aufbauen, wie das Grundkonzept ist. Und dann haben wir nach und nach gesucht, aufgenommen und geprobt.
A.F.: Und der Anfangskontakt zu Simone kam über Nele. Also Nele kannte Simone und Simone hat dich dann auf der Bühne gesehen und dann hat man sich getroffen und geschaut, ob es passt. Und es hat gepasst!
ZUKUNFTSPLÄNE
V.O.: Würdest du in Zukunft gerne mehr Stücke mitentwickeln?
J.H.: Ja, das würde ich sehr gerne. Vielleicht mache ich mal ein eigenes Stück. Meine Welt, vielleicht mit drei oder vier Leuten. Ich würde schon gerne mein eigenes Stück entwerfen. Vom Anfang bis zum Schluss. Kann auch groß sein, kann auch lang sein.
V.O.: Und würdest du gerne auch in Filmen mitspielen?
J.H.: Ja, Spielfilme will ich machen und ich möchte gerne reisen.
L.B.: Bist du denn aufgeregt, in Mainz zweimal auf der Bühne zu stehen?
J.H.: Bei “Ich bin’s Frank” nicht und bei “No Gambling” ein bisschen. Wir haben es seit dem Sommer nicht mehr gespielt und ich habe Angst, dass etwas schief geht.
L.B.: Du hast ja schon ganz schön viel erreicht. Was hast du dir denn für die Zukunft vorgenommen?
J.H.: Was ich mir vorgenommen habe… Ich möchte Geld verdienen, mit Kunst. Und was ich möchte, ist Kunst machen, also nicht unbedingt Theaterkunst, sondern auch Kunst mit malen. Ich möchte mein Geld verdienen und mich für Menschen einsetzen. Ich möchte ein Haus mit meiner Familie haben und unabhängig sein.
L.B.: Und gibt es in Bezug auf Theater konkrete Pläne?
J.H.: Momentan nicht. Also das steht noch in den Sternen.