Das Kindertheater “Voglio la luna!” (“Ich will den Mond!”) von Teatro Pirata & Gruppo Baku entführt in die fantastische Welt von Fabio, der sich den Mond nach Hause holt.
Hell leuchtend schwebt der Mond durch die verdunkelten Reihen des Publikums. Von einer Hand zur anderen hopst er schwerelos durch den Saal und zieht die jungen wie die älteren Theatergänger in seinen Bann. Die Botschaft des Protagonisten Fabio: Die Kraft des Mondes wird geteilt.
Regisseur Simone Guerro des italienischen Teatro Pirata & Gruppo Baku entwickelte das rund 50-minütige Stück “Voglio la luna!” nach der Begegnung mit Fabio Spadoni, der Down-Syndrom hat und gerne schauspielern wollte. Spadonis Überzeugung davon, dass nichts unmöglich ist, inspirierte zu der Geschichte des Jungen Fabio, der eines Nachts in seinem Kinderzimmer Besuch vom Mond erhält. Das motiviert ihn dazu, zu einer abenteuerlichen Reise aufzubrechen, um den Mond einzufangen. Doch Fabio begreift letztlich, dass dieser an seinen Platz am Himmel gehört. Die Inszenierung gewann den Eolo Award 2013 im Bereich “Bestes Bildungsprojekt im Bereich Jugendtheater”.
In einer Kinderzimmer-Kulisse steht Fabio mit einem Berg voll Wäsche, die er zusammenlegen soll. Doch er hat einfach keine Lust, viel lieber würde er ein Buch lesen. Aus dem Off hört man seine Mutter, die mit ihm schimpft, dass er seine Aufgaben sorgfältig erledigen oder dass er ins Bett gehen soll. Obwohl der Schauspieler größtenteils italienisch spricht, lässt sich die Handlung durch deutsche Einspielungen (Teilübersetzungen: Barbara Gstaltmayr) und Spadonis herzerweichendes und kinderfreundliches Spiel nachvollziehen. Begleitet wird der Verlauf von Diego Pasquinelli, der mit dem Akkordeon die Stimmung untermalt und mit der Handpuppe Marco – ebenfalls vom Band synchronisiert – den amüsanten Erzähler gibt.
Fabios Ziel ist klar: “Ich will den Mond!” Besonders liebevoll gestaltet sich das Puppen- und Schattentheater in einem Guckkasten in der Bühnenmitte, das in aufwendigen Bildern und mit passender Klangcollage Fabios Stationen auf der Suche nach dem Mond schildert. Mal entdeckt man seine Figur in hektischen Großstädten, mal saugt die Perspektive den Zuschauer in eine lustige Busfahrt ein. Mit farbenfrohen Fischen schwimmt er durch das Meer, nähert sich dem Mond und erwischt ihn schließlich mit einem Kescher. Zurück im Kinderzimmer ist Fabio mit dem Mond als Spielkameraden glücklich und nicht mehr gestresst. “Mamma mia!”, ruft er lachend.
Aber dann ertönen Eilmeldungen aus dem Radio, die vom Schwund aller weißen Dinge auf der Welt berichten. Außerdem wird der Mond im Käfig immer kleiner – tatsächlich lässt Simone Guerro Luft aus dem großen weißen Ballon ab. Unauffällig in Schwarz gekleidet und ohne den Zauber der Inszenierung zu schmälern, sorgt er für alles Übernatürliche.
Rechtzeitig sieht Fabio traurig ein, dass er den Mond und dessen Magie nicht für sich allein beanspruchen darf, und verabschiedet sich mit einem Kuss. Er freut sich dennoch, dass er sich etwas vorgenommen und in die Tat umgesetzt hat.
Mit einem rührenden Schlussbild endet die wunderbare Inszenierung: Jeder darf den Mond einmal anfassen und sich etwas wünschen. Erzähler Diego Pasquinelli strahlt den Ballon mit einer Lampe an, während Fabio, die Kinder und Eltern ihn begeistert hin und her schupsen. Ein magischer Effekt.