Unsere Festivalmomente 2020

Endlich wieder Theater! Endlich wieder Kunsterleben in großer Dichte und Intensität. Unsere Höhepunkte 2020.

Achtung, Achtung, Achtung
Direkt vom ersten Moment der Eröffnung der Gala an war ich absolut vom RambaZamba Theater geflasht. Die pure Energie und Ausdauer auf der Bühne, insbesondere wie Hieu Pham und Aaron Smith diese abgeliefert haben, war genial. Die Aufführung von “Der Ring” hat meine dann schon sehr hohen Erwartungen abermals gesprengt. Musikalisch und visuell einfach gigantisch! Desweiteren haben mir die Interviews, natürlich dank meiner interessanten Gesprächspartner, die ich dadurch etwas kennenlernen konnte, echt Spaß gemacht.
A.T.

Rücksicht durch Nachdenken

“You don‘t need to scan my body. My disability is most of the time invisible.”

Angela Alves Worte liegen mir persönlich sehr am Herzen, weil ich selbst von solch einer unsichtbaren chronischen Krankheit betroffen bin und weil diese Worte so weitreichend sind. Wir können von außen nicht sagen, welches Gepäck eine Person mit sich trägt. Deshalb ist gegenseitige Rücksichtnahme und ein kurzes Nachdenken vor verurteilendem Handeln in jedem Lebensbereich von absoluter Notwendigkeit.
N.H.

Ungemeine Vielfalt

Das Festival war trotz Corona von einer ungemeinen Vielfalt geprägt. Intensive Theatererfahrungen, wenn auch nur für ein paar Tage, hatte ich echt vermisst. Ich fand es sehr berührend, dass viele Künstler beim Symposium erzählt haben, sie fühlten sich nur noch im inklusiven Theater richtig wohl, da dort die Atmosphäre und die Arbeit viel harmonischer sei. Ich denke, dass wir alle uns davon eine Scheibe abschneiden könnten.
L.G.

Laut und stark

Eine lange Durststrecke war das, die erste Jahreshälfte, so ohne Konzerte und ohne Theater. Keine Musik aus Boxentürmen, die einen mitreißt, nicht stillstehen lässt. Die Stimme am Ende des Abends heiser vom Mitsingen. Die Energie und Begeisterung mit denen die  Künstler*innen den “Ring” als Pop-Oper auf die Bühne gebracht haben ließen mich sitztanzend auf meiner Gartenbank im kleinen Haus ein ganzes Stück dieses Gefühls zurückgewinnen. In diesem Moment dämmert es mir wie den Göttern: Mein Leben will wiederLautstärke!
M.Z.

Gefühlsachterbahn
Konfrontation, Ratlosigkeit, Genuss – es war alles mit dabei. Angela Alves, welche mit ihrer statischen Musik unendliches Unbehagen erzeugt, RambaZamba, die mich mit dem “Ring” und ihrer Lebensfreude anstecken und “ODE”, die mich nachdenklich stimmt. Eine tolle Woche mit vielen tollen Momenten!
E. G.

Räume nicht abschließen.
Für mich ist Raum ein Moment, in dem ich mich selbst dabei beobachte, wie mich die Wahrnehmung von Anderen oder eines Anderen so überraschend berührt, dass ich für einen Augenblick zu spüren glaube, wie ein Einfluss von Außen in mir aufgeht. Etwas, das mich aus- und besonders macht, in neuen Farben erhebt, trotzdem meine Basis identifiziert und in einem Raum um mich versammelt. Vielleicht nur ausgelöst durch ein Lächeln, zugänglich-angespanntes Augenglänzen oder seine (Be)deutung eines Rings. In diesem Moment denke ich, dass ich darin nicht alleine bin und schreibe genau dieses Gefühl dem Gegenüber zu, das mich darin dann umgibt. Im nächsten Moment die Angst des Trugschlusses oder die Befürchtung, dass dieses weiterzieht, die nächsten Menschen fixiert und mich damit nicht mehr. Mich aus meinem Raum ausschließt, mich unsichtbar werden lässt. Entsteht Abgrenzung auf der Welt aus dem Impuls, die eigene Unsichtbarkeit, egal vor welcher Anzahl von Menschen, vor sich selbst zu verhindern? Einem Fokus gerecht zu werden? Bringt Sichtbarkeit nicht oft eine Nicht-Sichtbarkeit, gar eine Verdrängung von Anderen mit sich? Und wie können wir alle in gleicher Art und Weise miteinander nebeneinander sichtbar und doch besonders, mit unter exklusiv, für einander sein? Mit diesen Empfindungen machte Grenzenlos Kultur mein Studium in Pandemiezeiten zumindest kurz wieder zu einem Raum und lässt mich mit Fragen zurück, die mich auch in der Zeit danach noch länger beschäftigen werden.
M.T.

Was bleibt?
Was bleibt? Nichts. Außer der grandiose performative Exzess des Thereminspielers beim “Ring”. Die Unsicherheit, wer gerade Thomas Melle ist und wer ihm eigentlich zuschaut. Das jubelnde Publikum bei der dritten Applausrunde zur “ODE” an die Kunst. Was bleibt? Bilder – in unseren Köpfen.
S.H.

Vielfältigkeit
Bei mir hallt eine wahnsinnig spannende Bandbreite zwischen musikalischen Einlagen, feinfühliger Körpersprache und lautstarker Verbalität nach. Ein geballtes, buntes Sammelsurium an Theatermöglichkeiten, das nach dieser langen Pause den Kopf und das Herz erfrischen. Eine aufregende Woche, die mich mit interessanten Denkanstößen zu inklusiver Kunst wieder in den Alltag entlässt.
R.S.

Dosen
Die große Souveränität der Angela Alves, die gegen das Dosenlachen ihren eigenen Entwurf von Kunst und Leben vorstellt. Und ihr scharfer Hinweis darauf, dass zeitgenössische Choreograf*innen zwar gern mit Grenzen und Begrenzungen arbeiten – allerdings nur, wenn sie diese selbst definieren, selbst kontrollieren können. Bigotterie? Oder Trägheit? Mit Sicherheit aber ein Verlust.
E.B.