Sie sind Migrantinnen, Flüchtlinge, Putzfrauen. Erlebt haben sie viel. Von der schmutzigsten Wohnung über Angst vor faschistischen Übergriffen bis zu mütterlichem Stolz. Fünf starke Frauen aus Griechenland erzählen beim Gastspiel im Mainzer Kleinen Haus in “Clean City” ihre Geschichten – auf Griechisch mit deutschen und englischen Übertiteln.
Die Bühne besteht aus drei kleinen Räumen, davor steht eine Sitzreihe wie in einem Warteraum beim Amt. Alle fünf Frauen tragen Putzkittel über der Privatkleidung. Sie kommen aus Ländern wie Albanien, Bulgarien und den Philippinen, sind aus unterschiedlichen Gründen geflüchtet – bis auf eine, sie kam der Liebe wegen aus Südafrika nach Griechenland. Sie berichten von rassistischen Klischees, von unangenehmen Situationen, unterbrechen die Geschichten mit Liedern und Tänzen. Mabel Matchidiso Mosana, Rositsa Pandalieva, Fredalyn Resurreccion, Drita Shehi und Valentina Ursache haben sichtlich Spaß auf der Bühne – und touren unter der Regie der international arbeitenden Regisseure Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris von Theater zu Theater.
Viele Anekdoten münden in einer Pointe. Dennoch wird der Abend immer wieder sehr ernst. Einmal informiert ein Bildschirm in der Art des “Star Wars”-Vorspanns über Rassismus und was er mit dem Konzept der Reinheit und der Säuberung zu tun hat. Ein anderes Mal berichten die Darstellerinnen von den Hetzjagden auf Migranten, die 2012 die faschistische Gruppierung Goldenen Morgenröte anzettelten. Aus Angst verließen die Frauen und ihre Kinder die Häuser nicht mehr. Fredas Sohn wurde von den Nazis geschnappt und musste das Alphabet aufsagen, um zu zeigen, dass er Grieche ist. Zu seinem Glück konnte er es. Während der Berichte stehen einem die Bilder von Chemnitz vor den Augen, erfüllt einen ein verdammtes Ohnmachtsgefühl.
Machtlos sind auch die Frauen, solange sie keine Papiere besitzen, sind Sexismus und Rassismus ausgeliefert. Werden vorgeführt wie Vieh, verschachert wie Ware. Alles Dinge, die die Darstellerinnen erlebt haben. Dinge, die niemand erleben sollte. Und doch vermittelt die Performance bei aller Trost- und Hilflosigkeit auch ein Gefühl von Hoffnung. Denn die Frauen auf der Bühne tragen ihre Geschichten in die Welt, zeigen ihre Stärke, verteidigen ihre Würde. Auch wenn mancher Ton nicht sitzt oder mancher Moment zu einstudiert wirkt, kommt die Message an: Schäme dich nie für deine Arbeit!