Ein öffentlicher Raum

Mainz. Wenn es um Inklusion geht, muss man in der Stadt schon genauer hinschauen © Martin Bahmann
Mainz. Wenn es um Inklusion geht, muss man in der Stadt schon genauer hinschauen © Martin Bahmann

Grenzenlos Kultur ist ein inklusives Festival. Auch daneben findet man inklusive Angebote in Mainz. Man muss allerdings genau hinschauen.

Auf den Spuren der Inklusion in Mainz führt der erste Weg zur Lebenshilfe. Sie ist Mitveranstalter des Grenzenlos Kultur und organisiert bundesweit inklusive Festivals und Projekte. Diese Veranstaltungen befassen sich thematisch meist mit Kunst und Behinderung. Die Lebenshilfe in Mainz-Bingen ist Träger eines Integrativen Kindergartens, unterhält Wohngruppen und Pflege- und Entlastungsdienste. Sie gibt Menschen mit Behinderung und ihren Familien Hilfestellung und sorgt sich um Einrichtungen, in denen das Leben weitestgehend vereinfacht wird. Durch Projekte wie das Grenzenlos Kultur wird auch ein öffentlicher Raum geschaffen, der uns allen zugänglich ist.

Kein Einzelfall: Ein Mal jährlich findet in Mainz das “Lebenshilfe-Kreativ” statt. Chöre, Tanz- und Musikgruppen, die zum Teil gemischt sind, zum Teil komplett aus Menschen mit Behinderung bestehen, treten hier auf. Es gibt Workshops, kreative Mitmachprojekte und eine Tombola. Voraussichtlich wird das Fest im kommenden Jahr im Juni stattfinden.

Neben der Lebenshilfe gibt es zahlreiche weitere Organisationen. Vereine und Einrichtungen bemühen sich um die Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen. So arbeiten im Bioladen „Natürlich Mainz“ Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Ebenso haben über die Hälfte der Beschäftigten im Gasthof Grün und im Café Forster eine Behinderung. Diese Projektideen sind Teil des inklusiven Mainz, was durch die Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen (gpe) und die Kooperationspartner Commit e.V., die Evangelische Kirchengemeinde Marienborn und die Sophie-Scholl-Schule geplant wird. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt in Marienborn und der Neustadt, wo sie sich um Teilhabe und mehr Raum für Begegnung bemühen.

Das Angebot also ist groß. Allein: Die Tatsache, dass nach Inklusion gesucht werden muss, zeigt, dass sie noch keine Selbstverständlichkeit ist. Liegt es daran, dass die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird? Liegt es an zu wenig Aufklärung oder Werbung für die einzelnen Veranstaltungen? Oder schauen die Menschen zu wenig hin?

Auch beim Grenzenlos Kultur fällt auf, dass das Publikum zu großen Teilen aus Personen besteht, die in den Bereichen Theater, Sozialpädagogik oder Pflege tätig sind. Sind inklusive Festivals also wirklich inklusiv, oder handelt es sich hierbei eher um Extraveranstaltungen, welche die Exklusion vorantreiben?

Caja Stübenrath

Caja Stübenrath (22) studiert Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Neben Praktika in der Medienbranche betreute sie in der Vergangenheit Kunst- und Theaterprojekte und ist eine leidenschaftliche Konzert- und Poetry-Slam-Gängerin.