Aug in Aug mit dem Affen

 

 

 

Über Primaten im Weltall, Ausgrenzung und Akzeptanz

Von der abgestürzten Raumkapsel ist nicht viel übrig geblieben. Drei Astronauten streifen durch eine wüstenähnliche Landschaft auf der Suche nach Rettung. Ein Blick auf die Uhr. Der Sekundenzeiger steht still – die Zeit gönnt sich wohl eine Pause. Blauer Himmel, keine Wolke in Sicht. Die Sonne hat  ihren höchsten Punkt erreicht und schürt den Durst der drei Männer. Desillusioniert und mit den Kräften am Ende erklimmen sie eine letzte Düne und erblicken einen Wald. Ist das die Rettung? Eine Horde fast nackter Menschen stürmt ihnen entgegen. Überall Schüsse und Geschrei. Panik und Angst lassen sie schneller laufen. Bewaffnete Gorillas auf Pferden drängen sie an den Rand der Wüste. Was ist hier los?

Es beginnt alles mit einer Flasche

Eine Szene aus dem Film “Planet der Affen” von Franklin J. Schaffner von 1968, der längst Eingang in die Geschichte von Film und Popkultur gefunden hat. Er basiert auf dem gleichnamigen Roman (im Original: “La Planète des singes”) des französischen Schriftstellers Pierre Boulle aus dem Jahr 1963 und stellt mit seiner dystopischen Zukunftsvision eine Parabel auf die menschliche Gesellschaft dar: Phyllis und Jinn  finden auf ihrer Reise durch das Weltall eine Flaschenpost über die Erlebnisse eines Astronauten, der auf einem anderen Planeten landet und dort auf eine hoch kultivierte Gesellschaft von sprechenden Affen trifft, die über die dort lebenden Menschen herrschen. Stumm, gesetzlos und unterentwickelt verharren diese in Käfigen, werden versklavt und zu Forschungszwecken missbraucht. Die Hauptfigur Ulysse Mérou wird gefangen genommen und in die Stadt der Affen verschleppt, wo er auf die Wissenschaftlerin Zira trifft, eine Schimpansin. Ihr Untersuchungsschwerpunkt: Menschenforschung.

Mensch Aug in Aug mit dem Affen – was sieht er? Vergangenheit oder Zukunft? Ein Kampf um Freiheit, Gleichberechtigung und Leben beginnt, nicht nur für Ulysse. Der Roman hält uns einen zynischen Spiegel vor: Dürfen Menschen wirklich über andere Menschen herrschen? Wann wird man in einer Gesellschaft als vollwertiges Mitglied anerkannt? Was macht den Menschen zum Menschen? Boulle zeigt ihn als selbstzerstörerische, irrationale, egoistische Spezies. Wie stark haftet die Affenmaske an unserem wahren Gesicht? Akzeptanz und Gleichberechtigung jedenfalls findet man nicht in den Sternen.

Das Tier in uns – auf der Suche nach Akzeptanz und Respekt

Boulles Stoff, aktualitätsnah und beklemmend zugleich, wurde mehrfach für Fernsehen und Kino adaptiert. So übernahm Charlton Heston (“Ben Hur”, “Die zehn Gebote”) 1968 im gleichnamigen Film die Hauptrolle des Ulysse Merou (im Film  jedoch George Taylor genannt), der mit vier direkten Fortsetzungen eine kommerziell erfolgreiche Pentalogie darstellt. Für das etwas jüngere Publikum schlüpfte 2001 Mark Wahlberg ( “The Fighter”, “Ted”)  in Tim Burtons Remake in die Hauptrolle des Freiheitskämpfers. Mit “Planet der Affen: Preevolution” mit James Franco erschien 2011 der bis jetzt letzte Film aus der Reihe, der auch als Vorgeschichte zu den restlichen Filmen betrachtet werden kann.

Heute Abend (20 Uhr)  greifen die Puppenspieler des Berliner Ensembles Das Helmi Boulles Klassiker für die Theaterbühne auf und präsentieren mit “Planet der Affen 2” eine weitere Odyssee nach dem Tier im Manne, der Frage nach Evolution und Ausgrenzung.

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