Esskultur grenzenlos

Grenzensprengend war Grenzenlos Kultur schon immer. Jetzt auch kulinarisch: Lili Avouzouba und Anne Tismer wissen, wie man in Togo kocht

Um kurz vor Fünf ist der verregnete Innenhof des KUZ noch ziemlich verlassen. Es sind erst wenige Leute da, obwohl der Kochkurs von Lili Avouzouba mit Unterstützung von Anne Tismer gleich beginnen soll. Doch schnell wird das Treiben um das Zelt herum bunter –  riesige Töpfe werden hergetragen, Tismer balanciert eine große Schüssel voll Wasser auf dem Kopf. Auf der Biertischgarnitur, auf der später die Speisen vorbereitet werden, türmen sich nach und nach die benötigten Zutaten: Tomaten, reichlich Ingwerknollen, Zwiebeln, Knoblauch, eine Schüssel Maismehl, ein spinatähnliches afrikanisches Gemüse und weitere Gewürze.

Speisen, Stoffe, gehäkeltes Geschirr

Wenn man in Togo jemanden zu Besuch erwartet, soll man das solange ignorieren und anderen Beschäftigungen nachgehen, bis der Besuch letztlich eintrifft. Erst dann lohnt es sich auch mit den Vorbereitungen zu beginnen. Ansonsten würde man ziemlich viel kostbare Zeit mit Warten verschwenden. Mit dieser Entschuldigung begrüßt Anne Tismer die Teilnehmer des Kochkurses, der als Teil der Installation “E’Linda et Maison” stattfindet. Die beiden Künstlerinnen stellen in dem Zelt vor der Haupthalle des Kulturzentrums ihr Caféprojekt vor: Sie verkaufen landestypische Gerichte und Getränke sowie traditionelle togoische Stoffe. Neben gehäkeltem Geschirr und Speisen zeigen sie ein Video des Cafés in Togo und bieten einen Kochkurs an. Essen und seine Zubereitung verbindet – und erzählt zugleich von den feinen kulturellen Unterschieden. Deshalb passt dieser Kochkurs wunderbar ins Programm des Grenzenlos Kultur-Festivals.

Das Gericht, das die knapp ein Dutzend Teilnehmer hier gemeinsam kochen, nennt sich Akoumé – ein fester Brei aus weißem Maismehl, der die Grundlage zu vielen togoischen Gerichten darstellt und mit verschiedenen Soßen gereicht wird. Zunächst schnippeln alle gemeinsam die Zutaten, während Avouzouba und Tismer über Togo allgemein, aber auch über die besonderen Essgewohnheiten des Landes erzählen. Rezepte, wie Europäer sie verwenden, sind Togolesen fremd. Ohne genaue Zeitangaben werden die Speisen nach Gefühl gegart.

Ohne mit der Wimper zu zucken

Nachdem das Gemüse zerkleinert ist, zeigt Avouzouba uns eine weitere und sehr typische Zutat für die Soße: getrockneter und geriebener Fisch. Dieser riecht und schmeckt sehr intensiv und übertönt fast alle anderen Gewürze in der Soße. Die ist erstaunlich schnell gekocht;  bei der Zubereitung des Maisbreis dürfen die Teilnehmer schließlich selbst Hand anlegen und rühren, was wegen der festen Konsistenz gar nicht so leicht fällt. Üblicherweise wird der Brei in einzelne Portionen geformt, solange er noch heiß ist. Um sich nicht daran zu verbrennen, füllt Avouzoumba ihn in kleine Förmchen und stürzt ihn anschließend auf den Teller. Auf dem Markt in Lomé, so erzählt sie, formen die Frauen den heißen Brei jedoch mit den Fingern, ohne dabei mit der Wimper zu zucken.

Nachdem alle probiert haben – ob mit der Gabel oder traditionell mit der Hand, löst sich die gesellige Runde langsam auf.

Neugierig geworden? Lesen Sie hier den Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin dieses Kochkurses. Falls Sie sich zuhause mal an der togoischen Küche versuchen wollen (und etwas Französisch verstehen), finden Sie hier eine Vielzahl an traditionellen Gerichten und Videoanleitungen.

“E’Linda et Maison” bietet bis zum 28.09. jeweils vor und nach den Vorstellungen typisch togoische Gerichte an, gleichzeitig ist auch die Besichtigung der Installation möglich. Ein weiterer begleitender Vortrag findet am Dienstag, den 17.09. um 21.30 Uhr statt.