Requiem zu Lebzeiten

Über den Song “The Eternal” von Joy Division, der heute Abend die Struktur vorgibt in “10 x The Eternal”

Gleich zehn Mal wird er heute Abend erklingen, der Song “The Eternal”. So wesentlich ist er für Struktur und Wesen des ersten Tanztheaterstücks, das Massimo Furlan mit der Compagnie Beweggrund erarbeitet hat, dass der gesamte Abend so  heißt: “10 x The Eternal”. Eine starke Setzung. Aber was steckt hinter dem Song?

“Prosession moves on, the shouting is over”

Ein elektronisches Grillenzirpen. Tiefe Klänge einer Bassgitarre zerteilen das zittrige Rauschen. Hört man Joy Divisions “The Eternal” zum ersten Mal, erwartet man nach den ersten Sekunden einen energischen Rocksong. Doch dann überrascht ein Klavier mit einer düsteren und melancholischen Melodie. Majestätisch und bestimmt, zugleich schwermütig und trist, in schleppendem Tempo, untermalt es mit klagenden Synthesizern den klaren, dramatischen Gesang von Frontmann Ian Curtis.

Dunkel und kalt ist “The Eternal”. Wie ein Trauerzug schreitet die Musik widerwillig und in einer resignierten Monotonie voran.  Der poetische Text beschreibt in finsteren Bildern die Resignation und Aussichtslosigkeit des Sängers, der sich 1980 das Leben nahm: Er erzählt von  Einsamkeit, Trauer und die Verlorenheit in der Welt.

Pessimistisch-düstere Thematik

“The Eternal” wurde auf der LP  Closer veröffentlicht. Die New- Wave Band setzte hier erstmals Synthesizer ein und distanzierte sich somit von ihrer ursprünglichen Inspiration durch die Punkmusik (und vor allem die Band Sex Pistols). Das Album “Closer” ist mit seinen elektronischen Klängen und der pessimistisch-düsteren Thematik ein wichtiger Vorreiter für die Dark Wave-Bewegung der 1980er Jahre geworden, zu der Bands wie The Cure oder Depeche Mode gezählt werden.

Ian Curtis, Ölgemälde von Pappi, 2008.

Joy Division wurde im Jahre 1977 in Manchester gegründet. Zunächst traten der Sänger Ian Curtis, der Gitarrist und Keyboarder Bernard Sumner, der Bassist Peter Hook und der Schlagzuger Stephen Morris unter dem Namen Warsaw auf. Ab 1978 spielten sie als Joy Division zahlreiche Konzerte in Manchester und Umgebung.          Ein erster Durchbruch gelang ihnen bereits mit dem ersten Album “Unknown Pleasures” 1979. Kurz vor der ersten Amerikatournee beging Curtis Suizid. Danach löste sich die Band auf. Die verbliebenen Mitglieder gründeten die bis heute existierende Band “New Order”.

Das Lied “The Eternal” wurde erstmals 1980 nach Curtis‘ Tod veröffentlicht. Wie das gesamte Album ist es von düsteren Tönen, depressiven Texten und einer dunklen Emotionalität geprägt. Es wirkt, als hätte sich Ian Curtis so schon zu Lebzeiten ein Requiem geschrieben.