Was fasziniert Erwachsene an Puppen auf der Bühne? Eine Spurensuche
Sie sind die Helden unserer Kindheit: Bunt und plüschig spielen sie Streiche, geraten von Missgeschicken verfolgt in brenzlige Situationen. Ob “Muppet Show”, “Sesamstraße” oder “Augsburger Puppenkiste”, Kermit, Super-Grobi, Urmel aus dem Eis oder Kaspar und Gretel – beim Figurenspektakel, live oder im Fernsehen, bekamen wir alle strahlende Augen.
Und heute? Auch wenn viele mit dem Heranreifen ihre von fremder Hand geführten Kameraden aus den Augen verloren haben mögen – Puppen sind weit mehr als ein Mittel zur Kinderbespaßung. Der Faustmythos etwa wurde als Puppenspiel für ein generationenübergreifendes Publikum aufgeführt, lange bevor Goethe in der Lage war Feder und Tinte in der Hand zu halten – und hat den Dichter schließlich zu seiner Version inspiriert.
Schließlich bietet diese Theaterform unendliche Möglichkeiten: Ob die realistische Kopie eines Menschen oder abstrakte Wesen aus fabelhaften Welten – bei der Erschaffung von Puppen sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Sie sind eines der besten Mittel, um den Zuschauer in eine imaginäre Welt zu führen und Geschichten zu erzählen, die mal mehr, mal weniger mit der Realität zu tun haben.
Mittlerweile ist das Puppentheater auch wieder in der Mitte der (Spaß-)Gesellschaft angekommen. Ein Beispiel im Bereich der Comedy-Szene ist René Marik, der mit seiner tragikomischen Maulwurfpuppe auch große Hallen füllte: “Ze hage? Jemand ze hage?”. Aber auch im Sprechtheater haben sich Puppen durchgesetzt. Das Schauspiel Frankfurt zeigte in der vergangenen Spielzeit den “Urfaust” als Puppenspiel und das Staatstheater Mainz hat mit der Inszenierung von “Grimm – Ein deutsches Märchen” das Puppenspiel direkt aufgegriffen. In dieser Inszenierung treten die Schauspieler mit einer Marionettenversion von sich selbst auf. Am Ende des Abends lehnt sich eine überdimensionale Puppe über die Köpfe der Zuschauer, wobei sie von allen Schauspielern gleichzeitig gesteuert wird.
Eines der Klassentreffen der internationalen Puppen-, Figuren- und Objekttheaterszene ist alle zwei Jahre das Figurentheaterfestival in Erlangen. Hier prallen Neville Tranter auf die Compagnie Philippe Genty, Schatten- auf Marionettentheater. Oft zu Gast ist das Berliner Künstlerkollektiv Das Helmi, das mit der Produktion “Planet der Affen 2” heute Abend bei Grenzenlos Kultur vol. 15 gastiert. Als Einzelkünstler fanden sie zusammen, um mit ihrem Markenzeichen, den Schaumstoffpuppen, ihre Vorstellung von Theater zu verwirklichen. Schnell waren sie damit efolgreich: Mit ihrer “Faust”-Adaption bereisten sie für das Goethe-Institut die Welt, spielten im Hamburger Thalia Theater und der Berliner Volksbühne. Ob die Eröffnung der Mannheimer Schillertage oder die Kooperationen mit erfolgreichen Regisseuren wie Nicolas Stemann und Jan Bosse – Das Helmi hat sich mit seinen Puppen zu einer festen Größe in der Theaterlandschaft entwickelt. Zu überprüfen heute Abend beim Festival im KUZ, 20 Uhr.
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