Liturgie mit Film-Intermezzo: Jan Plewka und Band zelebrieren “Sound of Silence”
Verträumte Gitarrenklänge füllen den schummrigen Raum. Jan Plewka und Gitarrist Marco Schmedtje sitzen an der Bühnenkante wie alte Freunde auf einer Parkbank. Sie spielen Simon & Garfunkels “Old Friends” – musikalisch sowie szenisch. Bald darauf erscheint Leo Schmidthals als Melodika spielender Discokugel-Austronaut und zaubert mit seinem Helm zu “Feelin’ Groovy” einen Sternenhimmel in den Saal.
Der Konzertabend läuft unter dem Titel “Sound of Silence – Jan Plewka singt Simon & Garfunkel”. Regie führt Tom Stromberg, Ex-Intendant des Schauspielhauses Hamburg. Was bei dieser Zusammenarbeit herausgekommen ist, ist ein unterhaltsames Musik-Theater von teilweise liturgischem Charakter, sodass die Zuschauer sich bisweilen in der Rolle einer singenden Kirchengemeinde wiederfinden. Das ist schon am Anfang so, wenn die fünf anständig gekleideten Schwiegermutterträume von damals nacheinander auftreten, jeder mit einem “Gesangbuch” in der Hand, und den Abend mit einer inszenierten Lesung der deutschen Textfassung von “Sound of Silence” beginnen.
Dass die andächtigen Texteinschübe gut in dieses Kirchenkonzept passen, entschädigt ein bisschen dafür, dass die Zuschauersitze stören. Denn direkt nach dieser andächtigen Eröffnung des Abends hauen die Musiker den Hit “The Boxer” raus und man möchte aufspringen und sich mit der Musik bewegen – ist aber an seinen Sitz gefesselt. Auch wegen der vorherigen Andachtsstimmung. Schade! Umso passender wirkt dafür das gemeinsame Singen von “Bridge Over Troubled Water”. Die Musiker halten abwechselnd Tafeln hoch, auf denen der Text steht, und das Publikum singt unter Anweisung von Drummer Martin Engelbach mit, der mit dem Drumstick den gesungenen Text markiert.
Dialog mit der Leinwand-Frau
Die überraschende Abwechslung, die den Abend ausmacht, gipfelt in einem Film-Intermezzo. Die eben besungene Mrs. Robinson erscheint auf der Bühne, und zwar in Form von Ausschnitten aus dem Film “The Graduate” (Die Reifeprüfung). Plewka schlüpft in die Rolle des verlegenen Gegenübers der attraktiven älteren Dame und versucht im Dialog mit der Leinwand-Frau, sich aus der Affaire zu ziehen. Das Publikum tobt.
Solche Theater-Überraschungen wechseln sich ab mit mitreißenden Rock-Songs, die von der Abwechslung ausgebremst nicht genug Energie aufbringen, um die Zuschauer vom Hocker zu reißen. Die Paukenschläge aus “The Boxer” verpuffen im Nichts. Erst bei der letzten Zugabe, als Plewka zum Aufstehen auffordert, darf das Publikum endlich tanzen. Es kommt der Aufforderung dankbar nach.
Mehr zu Jan Plewka und “Sound of Silence”? Hier geht es zu einer weiteren Kritik, hier zu einem Porträt des Schauspielers.