Am Donnerstag bei Grenzenlos Kultur: Dota und Band interpretieren Songs aus ihrem aktuellen Album “Wo soll ich suchen?”
Stellt man sich als unbedarfter Hörer zum ersten Mal einen Song ihres 2003 erschienenen Debütalbums “Die Kleingeldprinzessin” an, tönen einem schlichte, ruhige Gitarrenklänge entgegen. Mit melancholischer, zerbrechlich wirkender, doch unheimlich ehrlicher Stimme interpretiert Dota Kehr im Sprechgesangsstil dazu ihre Songs. Sie erzählen subtile, authentische Geschichten, handeln von Liebe im Alltag und großen Träumen, von Verlust und Selbstfindung oder sind gesellschaftskritisch und politisch engagiert.
Bereits die Wahl der Titel ihrer nachdenklichen Songs sprechen für sich: Wortgewandt und mit latentem Witz träumt Dota vom “Mittelmeerurlaub”, skizziert eine “Bewachte Welt” oder fürchtet sich vorm Biest im “Zimmer” hinterm Spiegel. Sie begleitet sich dazu selbst auf der Akustikgitarre, schlägt vor allem die leisen Töne und sublimen Texte an, diejenigen, bei denen man auch mal zwischen den Zeilen lesen muss.
Zwischen Weltreise und Kleinkunstpreis
Über ihre Musik sagt sie selbst, dass sie “zwei verschiedene Arten von Liedern” habe: die traurigen und die beängstigenden. Bei Fernsehauftritten wirkt sie besonnen und in sich ruhend, irgendwie auch zurückhaltend; dennoch spricht sie sehr vertraut, gewitzt und smart mit ihrem Publikum, baut eine Beziehung zu ihm auf, macht Scherze.
Ihren Spitznamen “Kleingeldprinzessin” hat sie sich von ihren vielen Weltreisen mit nach Hause gebracht, bei denen sie als Straßenmusikerin auftrat. Neben ihrem Medizinstudium in Berlin machte sie sich auf, bereiste Brasilien und Ecuador. Spielte dort mit anderen Musikern ihre selbstgeschriebenen Songs, lernte Portugiesisch und Spanisch. Ihre frühen Aufnahmen sind hörbar inspiriert vom Bossa Nova, klingen mal nach Jazz, nach Folk oder muten an wie Chansons. Die Liebe zur südamerikanischen Musik entwickelte sie bereits in Kindertagen: Ein brasilianischer Babysitter hatte der Familie eine Kassette mit Musik aus seiner Heimat hinterlassen. Dota lernte die fremden Texte auswendig, sang sie mit, ohne dabei ein Wort Portugiesisch zu verstehen.
Zurück in Deutschland gründete sie nach ihren Reisen mit Jan Rohrbach (E-Gitarre), Sebastian Vogel (Bass) und Janis Görlich (Schlagzeug) ihre Band “Dota und die Stadtpiraten”. Auf ihr erstes Album folgten zehn weitere, 2011 erhält sie den Deutschen Kleinkunstpreis.
Viel stärker als “ich liebe dich”
In der Öffentlichkeit wird Dota teils als Stimme einer links-alternativen Szene beschrieben. Über die politische Wirksamkeit ihrer Songs macht sie sich jedoch während des Schreibens keine Gedanken. Sie möchte nicht das Sprachrohr von Irgendjemandem sein. Dennoch glaubt sie daran, das Lieder die Welt verändern können. “Zumindest an dem einen Abend und in dem Raum, in dem sie gespielt werden.”
Ihre Texte erarbeitet sie sich vor Allem aus Beobachtungen der Gesellschaft und des eigenen Verhaltens. Thematisiert dabei Konfliktsituationen, in die sie selbst gerät und die sie an sich selbst erlebt. Aus diesen kleinen Impressionen und Eindrücken versucht sie dann große Bilder zu bauen: “Wenn ich so etwas sage wie ‘da ist noch Platz auf dem Handtuch’, hat man sofort eine Szene vor Augen, die viel stärker ist als ein plakatives ‘Ich liebe dich'”, sagte sie einmal in einem Interview.
Ihren früheren Beinamen der “Kleingeldprinzessin” hat sie längst abgelegt, dennoch fühlt sie sich nach wie vor der Straßenmusik verbunden. “Man braucht keinen großen Plan, man geht einfach raus und macht Musik. Das ist eine große Freiheit. Außerdem lerne man, “selbstbewusst zu werden. Sich hinzustellen und zu sagen: So, das ist mein Lied, hört euch das mal an.”
Termin: Donnerstag, 25. September, 20 Uhr im KUZ