Das Motto des diesjährigen Festival lautet: Gesellschaftsspiele. Doch wie nah an unserem tatsächlichen Leben ist dieses Thema überhaupt?
Wann haben Sie zuletzt mit Ihren Freunden oder der Familie zusammengesessen, und ein Gesellschaftsspiel gespielt? Wenn Sie über diese Frage erst ein Mal nachdenken müssen, sind Sie nicht allein. Das klassische Gesellschaftsspiel hat es auf unbemerkte Weise geschafft, sich unserem Alltag zu entziehen. Die Zeit, die wir für uns haben, verbringen wir oft zu Hause auf dem Sofa, oder wir unternehmen etwas. Für das gute, alte Gesellschaftsspiel scheint in unserem Leben kein Platz mehr zu sein. Wir haben irgendwo auf dem Weg von der Erfindung des Internets zur vernetzten Social-Media-Gesellschaft aufgehört zu spielen.
Oder haben sich nur die Spiele verändert? Wir selbst verwandeln uns in Figuren auf einem Spielfeld der unbegrenzten Möglichkeiten. Wir spielen mit unserer Selbstdarstellung, sei es über Facebook, Twitter oder andere Netzwerke. Wir spielen einen Charakter in Online-Games und hängen mit unseren Freunden bis tief in die Nacht hinein via Skype in einer digitalen Parallelwelt ab. Online zeigen wir, wie wir uns fühlen, was uns gefällt, was wir hassen, essen oder lustig finden. Nach und nach haben wir uns verwandelt. Mittlerweile scheint fast jeder eine Art Avatar zu haben, einen Parallel-Charakter, den er im World Wide Web vor sich herschieben kann.
Eine neue Vorstellung von Gesellschaft?
Doch wie kann man den wesentlichen Aspekt der Gesellschaftsspiele wieder zurückgewinnen? Eine mögliche Antwort auf diese Frage biete das Festival Grenzenlos Kultur Vol. 16.
Gut zwei Wochen lang stehen Menschen aus unterschiedlichsten Teilbereichen unserer Gesellschaft gemeinsam auf der Bühne. Dabei arbeiten bekannte Künstler, Menschen mit Behinderung, Obdachlose und Kinder zusammen. Ich erhoffe mir, einen Vorschlag für neue Gesellschaftsspiele gezeigt zu bekommen. Ein Spiel der Gesellschaft mit der Gesellschaft. Kompliziert? Vielleicht. Aufregend? Mit Sicherheit.
Das Heimtückische an den Netzwerken ist, dass sie nicht jedem zugänglich sind. So werden Einzelpersonen weiter an den Rand einer Gesellschaft gedrängt, in der sie ohnehin nicht im Zentrum stehen. So wie im Spiele-Klassiker “Mensch ärgere dich nicht”, das nach der Logik des Rauswurfs funktioniert. Ich bin gespannt, ob es das Grenzenlos Kultur Vol. 16 schafft, uns eine neue Vorstellung der Gesellschaft zu vermitteln, in der wir jeden mitspielen lassen.