Elf Tage lang haben wir das Festival Grenzenlos Kultur vol. 27 begleitet. Jetzt ziehen wir Bilanz: Was waren unsere herausragendsten, bemerkenswertesten Festivalmomente?
Lorena Oechler: Mein schönster Festival-Moment war auf jeden Fall der Schluss von „Hamlet“ am Abend der Eröffnung. Das Ensemble des Teatro La Plaza schaffte es mit besonderer Lebensfreude und toller Musik das Publikum zum Tanzen zu bringen. Alle standen und bewegten sich zum Takt, bis dann auch das Publikum auf die Bühne gebeten wurde. Ein paar Menschen aus dem Publikum, inklusive mir und meine Freundinnen, tanzten gemeinsam mit den Darstellenden zusammen auf der Bühne des kleinen Hauses. Ich werde den Abend lange in Erinnerung behalten.

Cynthia Kubutat: Besonders begeistert auf dem Festival hat mich die Tanzperformance der spanischen Gruppe Danza Mobile mit „El día que el hombre pisó la luna“. Die Mischung aus fließenden Bewegungen, Interaktionen der Künstler untereinander und immer passenden Klängen war unglaublich beeindruckend. In Kombination mit den Lichteffekten, die unterschiedliche Stimmungen erzeugt haben, wurde man Teil des Geschehens – selten konnte ich bei einer Inszenierung alles so gut nachempfinden! Auch die Geschichte über die Mondlandung, die sich durch den Abend zog, hat das Ganze unglaublich lebendig gemacht. Was mich aber vor allem danach gefreut hat, war eine kurze Unterhaltung mit einer älteren Dame, die neben mir saß und der es genauso gut gefallen hatte. Dieser kleine Austausch mit ihr hat mir auch wieder gezeigt, wie schön es ist, dass Theater Menschen verbindet. Das hat mich total glücklich gemacht!
Pauline Michel: Als ich in „Hamlet“ die Giftflasche für Teatro La Plaza spielen durfte, das war mein Highlight. Ich stand auf der Bühne. Mir dämmerte, dass ich auf Spanisch nichts verstehen würde. Es hat trotzdem geklappt und im richtigen Moment habe ich dem Schauspieler die Flasche übers Ohr gehalten. „Hamlet“ von Teatro La Plaza ist phänomenal!
Lea Baumhauer: Mir werden mehrere Abende sehr lebendig in Erinnerung bleiben. Aus dieser wundervollen Auswahl an Festivalmomenten ein Highlight rauszupicken, fällt mir daher schwer. Zu meinen Top Drei gehören allerdings „Trizombie“, „Die Tüten aus der Verwaltung“ und „Bock“ – obwohl ich keine feste Reihenfolge festlegen kann. Doch was all diese berührenden, lustigen und inspirierenden Momente überhaupt möglich gemacht hat, ist die Chance, als Bloggerin das Festival aus einer neuen Perspektive mitzuerleben. Dafür bin ich dankbar.

Aaron Meth: Gar nicht so leicht, einen einzelnen Festivalmoment zu benennen. Auf der einen Seite fand ich „Hamlet“ großartig, auch als Signal, was auf der Bühne alles möglich ist. Ein weiteres Highlight war, dass ich durch den Blog Menschen in meinem Umfeld zeigen konnte, was ich in der Uni so machen und sie es – anders als sonst oft – ohne Probleme verstehen konnten. Aber das eigentliche Highlight war das Interview mit der neuen Festivalleitung. Der ganze Prozess vom Vorbereiten, über das Führen bis zum Nachbereiten mit dem Ziel, dass es veröffentlicht wird, war eine neue und spannende Erfahrung. Zu merken, dass die Vorbereitung aufgeht und die Fragen interessante Antworten hervorbringen, mit denen ich dann in der Nachbereitung versuchen kann, denn beiden Gesprächspartnerinnen eine Bühne zu geben, ist eine echte Erfahrung gewesen.
Nadine Wegner: „Bilder lernen laufen, indem man sie herumträgt“ thront für mich über dem Festival, weil hier Alltagsmenschen nicht zuschauen, sondern als lebendiges Kunstwerk aufleuchten. Jenseits aller Inszenierungskünste entfachen ihre persönlichen Bilder und Geschichten Echtheit. Diese Echtheit fesselt mich.
Hannah Beus: Natürlich ist es schwer, einen bestimmten liebsten Moment aus einem ganzen Theaterfestival auszusuchen. Dennoch ist mir besonders die Produktionen von „Hamlet“ im Gedächtnis geblieben. Am besten hat mir die Stelle gefallen, an der die Darstellenden quasi das Stück im Stück spielen wollen, um den Mord an Hamlets Vater aufzudecken. Dafür lassen sie vier Freiwillige auf die Bühne kommen und besetzen sie in den typischen Nebenrollen, wie Baum 1. Sie brechen die Szene aber schnell wieder ab, weil sie meinen, die Freiwilligen würden zu „normal“ spielen. Es fehle das „besondere“. Daraufhin spielen sie selber einmal die besagten Rollen auf selbstironische Weise und weisen die vier Leute an, es einmal so wie sie zu probieren. Diese Anweisung wurde tatsächlich angenommen und sorgte so für einen ausgesprochen schönen und gemeinschaftlichen Moment.
Anna Fechner: Mein schönster Festivalmoment war der letzte Abend in der Kakadu Bar bei der Veranstaltung „Changing of the Guards“. Es war berührend zu erleben, wie das Team von Grenzenlos Kultur wie eine eingespielte Familie zusammenwirkt. Auch das Beisammensein mit unserer Seminargruppe und die Gespräche an diesem Abend empfand ich als sehr bereichernd. Wir waren uns alle einig, wie wertvoll die Begleitung durch unsere Dozierenden Nathalie und Georg war und wie viel wir aus dieser Erfahrung mitnehmen konnten. So endete der Abend mit einem wehmütigen, aber erfüllten Gefühl.
Nathalie Eckstein: Mein schönster Festivalmoment war der Karaokeabend „Me against the music“. In guter Atmosphäre konnten alle (unter anderem) ihre liebsten Britney-Spears-Songs singen – auf der Bühne oder gemeinsam im Publikum. Und damit die Popsongs, die einer Hochglanz-Industrie entspringen so umdeuten und sich aneignen, dass sie allen Spaß machen.

Georg Kasch: Rhythmisch Mitklatschen ist eigentlich nicht so mein Ding: zu viel Gleichmarsch, zu viel verordnete Fröhlichkeit. Bei dieser Ausgabe von Grenzenlos Kultur habe ich mein Unwohl-Gefühl mehrfach beiseitegeschoben und trotzdem mitgeklatscht. Warum? Weil es von der Bühne ausging. Weil es Gemeinschaft stiftet. Und wie soll man sich etwa Timas Charme und Begeisterung in „Schlagerträume“ erwehren für ein Musikgenre, über das man schnell die Nase rümpft? Hier mitzumachen hieß: Ich nehme das, was auf der Bühne passiert, ernst. Ich habe sogar den von Tima getexteten Schlager mitgesungen und noch immer einen Ohrwurm: „Träume werden wahr, denn jeder ist ein Stern …“