Der schwere Weg zur Leichten Sprache

Für viele Menschen ist Leichte Sprache sehr nützlich. Die Zielgruppe ist breit gefächert: Menschen mit Lernschwierigkeiten nutzen diese Sprache, aber auch Menschen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist oder die nicht gut lesen können. Im Workshop „Einstieg in die Leichte Sprache“ von Anne Leichtfuß lernen die Teilnehmer die Grundlagen von Leichter Sprache, deren Anwendungsbereiche und auch die damit verbundenen Probleme kennen.

Anne Leichtfuß © Holger Rudolph

Leichte Sprache hat feste Regeln. Sie ist eine vereinfachte, aber dennoch korrekte Form des Deutschen. Informationen sollen so barrierefrei aufbereitet werden, um sie für die Zielgruppe zugänglicher zu machen. Die Texte in Leichter Sprache werden geprüft und bekommen anschließend ein Siegel. Prüfer*innen sind Menschen aus der Zielgruppe des jeweiligen Textes. Erst wenn mindestens zwei Prüfer*innen den Text als verständlich abgesegnet haben, fällt dieser tatsächlich unter das Siegel. An diese Regel halten sich manche Anbieter*innen jedoch nicht. So kann es vorkommen, dass das Siegel ohne eine Prüfung des Textes angegeben wird.

Anne Leichtfuß ist Dolmetscherin und Übersetzerin für Leichte Sprache. Sie ist unter anderem für das Magazin „Ohrenkuss… da rein, da raus“ tätig und schreibt auf der Internetseite www.einfachstars.info Nachrichten über Stars in Leichter Sprache. Leichtfuß ist deutschlandweit eine von nur vier (!) Dolmetscher*innen für Leichte Sprache, die Simultanübersetzungen anbieten. In Deutschland ist diese Sprachvariante noch sehr neu: Erst 2009 wurde sie mit einem internationalen Regelwerk eingeführt. Als Mittel der Teilhabe ist das Recht auf Leichte Sprache zwar im UN-Behindertenrecht verankert, jedoch ist es nicht einklagbar. So erklärt sich die noch sehr geringe Verbreitung in Deutschland.

Teilnehmer*innen © Holger Rudolph

Auf vielen Webseiten wird nur die Startseite in Leichter Sprache angeboten; alles was darüber hinausgeht jedoch nicht. Lange Zeit war das Dolmetschen von Leichter Sprache beispielsweise bei Gerichtsverfahren nicht gestattet. Begründung: Durch die Übersetzung könnte das Gesagte inhaltlich verändert werden. Dabei ist genau dies eine der Grundsätze der Leichten Sprache: Ziel ist es, nicht den Inhalt des Gesagten/Geschriebenen zu verändern, sondern nur die Form.

Pro Satz sollte wenn möglich nur eine Information enthalten sein. Dabei sollen Dinge klar benannt werden und wenn möglich keine Verneinungen stattfinden. Oftmals können Illustrationen oder Fotos Texten die nötige Verständlichkeit liefern. Auch die enge Zusammenarbeit mit einer Prüfgruppe kann hilfreich für eine erfolgreiche Übersetzung sein. Gesprochene Leichte Sprache bringt ebenfalls besondere Herausforderungen mit sich und will geübt sein. Wichtiger als die fehlerfreie Einhaltung der Richtlinien ist hierbei aber oftmals der direkte Augenkontakt, die Sprechgeschwindigkeit und die Rückversicherung: Hat mein Gegenüber alles verstanden?

Noch ist das Angebot für Leichte Sprache sehr überschaubar, sowohl in der Gesellschaft als auch im Theater. Die Zielgruppe ist zwar sehr groß. Dennoch wird die Möglichkeit, Texte, Vorträge, Theateraufführungen in Leichte Sprache zu übersetzen, nur selten genutzt. Dabei sollte man beispielsweise bei der Organisation einer Veranstaltung auf eine unkomplizierte, freiwillige und neutrale Möglichkeit der Inanspruchnahme von Leichter Sprache achten. Auch bei Websites in Leichter Sprache gibt es Tipps, um diese bei den Nutzer*innen beliebter zu machen. Besonders nützlich ist beispielsweise der „Schnell weg“-Button. Beim Anklicken verschwindet die aufgerufene Seite und es wird automatisch eine Suchmaschine angezeigt. Außerdem wird der bisherige Verlauf gelöscht – besonders hilfreich für Anwender*innen, die nicht von ihren eigenen Geräten aus im Netz unterwegs sind.