Tanz der Endorphine

Gerappte Lässigkeit mit französischem Charme: Percujam © Holger Rudolph

Percujam aus Frankreich und 17 Hippies aus Berlin spielen bei Grenzenlos Kultur lässige Weltmusik

In einem sind sich Musik und Leben gleich: Ohne Improvisation funktioniert es nicht. “With a guitar funk, you can play punkrock!”, kommentiert der Bassist die technischen Probleme des Gitarristen: Weil die E-Gitarre nicht funktioniert, wird kurzerhand umdisponiert. Das wird zum Sinnbild des Abends. Punk trifft Funk. Inklusion in Reinform. Die Musik fetzt – ein Endorphingarant.

Die französische Gruppe Percujam aus Menschen mit und ohne Autismus begeistert beim Mainzer Doppelkonzert mit Humor und musikalischer Vielseitigkeit: Chansons, Reggae, Folklore, Rap und Flamenco. Lässig flutet die Musik den Saal des Kleinen Hauses, in Wellen, die einem in die wippenden Glieder gehen. Der flache Teil des Parketts ist stuhlfrei und bietet vielen Tanzfreudigen eine Bühne. Nach der Zugabe wird die Gruppe wehmütig verabschiedet. Ohne ihre Energie fühlt sich der Saal leerer an.

Das Publikum tanzt © Holger Rudolph

Nach einer kurzen Umbaupause findet das musikalische Spektrum bei den 17 Hippies jedoch nahtlos Anschluss. Dem leisen Einstieg folgen die verschiedensten Musikstile, die ebenso wechseln wie die Instrumente der Musiker: Bei Gründung der Band 1995 lautete ein Kriterium, dass jedes Mitglied ein anderes musikalisches Können vorweisen muss. Besonders während der instrumentalen Parts überzeugt das Zusammenspiel von klassischen Instrumenten und eher untypischen Elementen wie Bogen, Blockflöte oder Waschbrett.

Auffallend sind auch die unterschiedlichen Kleidungsstile einzelner Musiker – eine scheinbare Referenz der differenten Musikarten: ein hellblauer Dallas-Zweiteiler, schwurbeliger Deutsch-Pop im Anzug à la Helge Schneider und der heutige Zeitgeist in Form von Adidas-Jogginghose mit buntem Tarnmuster und Kappe.

Meister des Instrumente-Wechsels: 17 Hippies

Das Konzert mündet in irischem Folk in Flogging-Molly-Manier, aufpeitschender Tanzmusik, zu der sich die Zuschauer im Seemann-Stil einhaken und die Beine schwingen.

Drei Zugaben gibt es. Bei der letzten wissen es die 17 Hippies schon im Voraus und stimmen nach dem Verbeugen unter forderndem Beifall noch ein Lied an.