Grenzen austesten

Frau im Spiegel: Neele Buchholz in “Touch me” © Holger Rudolph

Ihre langen blonden Haare fallen ihr ins Gesicht, als sie einsam auf dem Barhocker sitzt. Ist sie traurig? Ruht sie in sich? Plötzlich ist sie hellwach, stürmt auf ihre Partnerin zu, neckt sie, provoziert sie. Was ist das: ein Spiel? Ein Streit? Auf jeden Fall: lebenspraller Tanz voller fliegender Gesten und Leichtigkeit.

Touch me heißt der aktuelle Abend von tanzbar_bremen, in dem Neele Buchholz nicht nur über die Bühne wirbelt, sondern den sie auch wesentlich mitgeschaffen hat. Während es draußen kalt geworden ist, flüchten wir zum Gespräch ins Warme des Zentralcafés auf dem Tritonplatz. Neele Buchholz, 27, ist noch etwas erschöpft von der eben beendeten Probe. Erst um 21 Uhr werden sie und ihre zwei Mittänzer “Touch me” zeigen. Darin geht es um die Erforschung der sinnlichen Erfahrung von flüchtigen und alltäglichen Berührungen, ausgedrückt über Bewegungen und die Körpersprache der Akteure.

Neele Buchholz (rechts) im Gespräch mit Kathleen Shaw © Georg Kasch

Während unseres Gesprächs sitzen ihre Tanzpartner dabei und ergänzen hier und da Eindrücke. Man merkt schnell, dass sie nicht nur Kollegen, sondern auch Freunde sind. Neele Buchholz tanzt, seit sie drei Jahre alt ist. 2010 kam sie zu tanzbar_bremen, wo sie seitdem an mehreren Performances beteiligt war und ist. Besonders im Gedächtnis geblieben sind ihr “Rosa sieht Rot” – ein Tanzduett zweier Frauen, das 2014 in Mainz zu sehen war – und natürlich “Touch me”, das sie gemeinsam mit Spatz und Mindt entwickelte und bereits in mehreren Städten unterschiedlicher Länder gezeigt wurde. Sevilla gefiel Neele Buchholz am Besten – wegen der Menschen. Auf meine Frage hin, was sie dazu bewogen hat, auf der Bühne stehen zu wollen, antwortet sie: “Das Publikum und der Wunsch, meine Grenzen austesten zu wollen.”

In ihrer Freizeit malt und schreibt Neele Buchholz gerne und spielt mit dem Gedanken, ihre Geschichten auch einmal veröffentlichen zu lassen. Außerdem schaut sie gerne Liebesfilme: “Weil ich single bin!”