Zwei Bloggerinnen im Chat über „Four Go Wild In Wellies“ von Anna Newell und Stevie Prickett.
Lena: Wir waren heute früh bei “Four Go Wild In Wellies”, einem Tanztheaterstück von INDEPEN-DANCE 4. Das war ziemlich bunt, oder?
Miriam: Bunt trifft es gut: Alleine durch die verschiedenfarbigen Blätter, die überall herumlagen und die vier orangefarbenen Zelte, die nebeneinander auf der Bühne aufgebaut waren. Süß fand ich auch diese bunten Picknickdecken, auf denen es sich die zuschauenden Kinder bequem machen konnten.
Lena: Nicht zu vergessen die Kleiderhaufen mit Schals, Bommelmützen, Hosen, Regenjacken und Gummistiefeln, die die vier Tänzer*innen im Verlauf des Stückes anzogen. Da kam ich richtig in Herbststimmung.
Miriam: Auch die Geräuschkulisse am Anfang. Das Vogelgezwitscher kam mir direkt so vor als wären wir in einem Wald. Und dann wurden die Zelte “lebendig”, als die Musik erklang.
Lena: Die Idee mit den sich bewegenden Zelten hat mir gut gefallen. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Zelte durch die Art der Bewegungen miteinander unterhielten. Dieser Effekt wurde durch die Tänzer*innen erzeugt, die sich darin befanden. Eine besondere Überraschung dabei war das Zelt, welches die ganze Zeit über regungslos blieb und plötzlich in die Luft sprang.
Miriam: Und als dann nacheinander erst die Beine und dann die Köpfe aus den Zelten gestreckt wurden, konnte man erkennen, wer sich darin befand – Hayley Earlam, Neil Price, Adam Sloan und Emma Smith, die da auf einmal in weißen Unterhosen und Unterhemden vor uns standen.
Lena: Hayley Earlam und Emma Smith sind in ihrer Tanztechnik auf einem höheren Niveau als Neil Price und Adam Sloan, etwa in den gemeinsamen Choreografien, die nicht immer synchron waren. Doch dies hat dem Ganzen keinen Abbruch getan, finde ich. Von der Fröhlichkeit von Neil Price und Adam Sloan ließ ich mich besonders anstecken. Die beiden Tänzer sind mimisch sehr ausdrucksstark. Zu Beginn des Stückes krochen die vier Tänzer*innen gähnend aus ihren Zelten und zogen sich an, für alle Zuschauer sichtbar. Wobei dies in süßer Weise choreografiert wurde, findest du nicht?
Miriam: Ja, weil sie nicht wussten, wie man die Jacken und Gummistiefel anzieht muss. Es sah alles ein wenig chaotisch aus, bis sie sich untereinander geholfen haben und dann alles perfekt saß: Gummistiefel, Jacke, Bommelmütze und Schal. Und keiner der Künstler hat während der gesamten Performance etwas gesagt. Nur die Musik untermalte das Geschehene.
Lena: Die Musik war während der gesamte Aufführung im Yann-Tiersen-Stil: Viele Klavier-, Percussion- und Gitarrenklänge in ungebrochenem Dur. Da hätte ich mir mehr Abwechslung gewünscht. Auch wenn die Musik das Geschehen nett untermalt hat, so fehlten mir doch Höhepunkte. Ein Musikwechsel hätte vor allem dann Sinn gemacht, als sich die Figuren gestritten haben.
Miriam: Da gebe ich dir Recht. Die Musik hätte die Gruppe anders mit der Performance verbinden können. Klar gab es auch einige Stopps, wie man es vom Stopp-Tanzen kennt, aber wirklich aufregend war sie nicht. Vielleicht ging es dem kleinen Mädchen, das angefangen hat zu weinen, genauso. Ein anderer kleiner Junge, der ihr ein “psst” zuwarf, war ganz gebannt dabei, oder?
Lena: Das Stück ist ja auch für die Zielgruppe Kinder ab 3 Jahren. Ohne Worte, nur mit dem Körper etwas zu erzählen, das kleine Kinder verstehen, ist sicher nicht leicht. Es ging in den 30 Minuten um Freundschaft, um die Höhen und Tiefen und das Glück, nicht allein zu sein und den Herbst mit Freunden als Abenteuer zu verbringen. Ab und zu konnte ich Kinderspiele in den Choreografien entdecken, wie beispielsweise Verstecken. Im Programmheft steht, dass es ein Tanztheater-Abenteuer für Menschen ab 3 Jahren ist. Findest du das Stück wird dem gerecht?
Miriam: Für Kinder ab 3 Jahren oder einem jungen Publikum wird dieses Stück auf jeden Fall gerecht. Die Gefühle, die die Tänzer ausdrücken wollten, kam in Mimik und Gestik sehr gut rüber, Traurigkeit, Fröhlichkeit, eine motzige, lustige oder alberne Stimmung. Eine einfache Sprache, die jeder versteht, auch Kinder.
Lena: Ja, da hast du Recht. Mir fehlte jedoch das Abenteuer.
Miriam: Das ging mir genauso. Nicht nur das Abenteuer, sondern auch ein Höhepunkt hat mir gefehlt. Aber ich denke für eine Performance von 30 Minuten für Kinder war es okay. Anders gesagt: So schnell wie die Tänzer*innen am Ende müde wurden und in ihren Zelten verschwanden, so erging es mir zum Schluss auch.