Gesichter des Festivals VII: Florian Riedelbauch, Bühnenmeister und bereits seit Langem festivalerprobt bei Grenzenlos Kultur, über das Leben und Arbeiten hinter den Kulissen, seinen persönlichen Zugang zur Inklusion und die Festival-Familie.
Beim Festival Grenzenlos Kultur in Mainz ist er als Bühnenmeister beschäftigt und verantwortlich für alles, was mit Bühnenaufbau und Veranstaltungstechnik zu tun hat: Florian Riedelbauch. In legerer Funktionskleidung und schwarzer Mütze, mit Kaffee in der einen und Zigarette in der anderen Hand, sitzt er mir in entspannter Haltung gegenüber und bestätigt so gar nicht das Klischee des gestressten Bühnenarbeiters. Seine Erfahrung spürt und merkt man ihm an. Mit seiner angenehm besonnenen Art wirkt er, als könnte ihn auch das größte Chaos hinter der Bühne nicht aus der Ruhe bringen.
Bereits seit neun Jahren ist Riedelbauch bei Grenzenlos Kultur tätig. Andreas Meder hatte ihn damals in Berlin bei seiner Arbeit beim Berliner No-Limits-Festival, einer Entsprechung zum inklusiven Theaterfestival in Mainz, für die Arbeit bei Grenzenlos Kultur gewinnen können. Hier in Mainz besteht sein Arbeitsalltag daraus, die Bühnenaufbauten der auftretenden Gruppen auf die örtlichen Gegebenheiten des Kulturzentrums abzustimmen. Sie in einen “Raum hineinzubringen, der ja eigentlich eine Disco ist”.
Dabei ist es eine besondere Herausforderung, die Vorstellungen der Künstler umzusetzen, die häufig die technischen Voraussetzungen eines institutionellen Theaterhauses gewohnt sind. Die Technik, etwa für Licht und Ton, stammt einerseits aus dem im KUZ vorhandenen Technikfonds, ist andererseits von den Künstlern selbst mitgebracht, zum Beispiel im Falle von Instrumenten oder Bühnenbildern. Im Dschungel der technischen Ausstattung müsse man schon mal jonglieren zwischen DVD-Playern, Adaptern, Beamern, HDMI- und VGA-Kabeln. Wichtig sei auch, “Lust auf die Leute zu haben” und neben der technischen Arbeit dafür zu sorgen, “dass sie sich wohlfühlen”.
Die etablierten und festivalerfahrenen Theatergruppen wie das RambaZamba-Theater bringen meist ihre “genauen Vorstellungen zu Lichtkonzept, Farben und Ausleuchtung” oder zum Ton mit, zum Beispiel “wo genau etwas stehen und hinleuchten soll. Da sind wir Techniker also nur die Exekutive, also die ausführende, nicht die gestalterische Einheit”. Andere Gruppen wie „Das Helmi“ seien auch gerne mal experimentierfreudig.
Riedelbauch, der urspünglich aus einem kleinen Ort in der Nähe von Nürnberg stammt und auf dem elterlichen Hof, einer Kleinkunstbühne namens “Dehnberger Hoftheater” groß wurde, nippt an seinem Kaffee. Mit Ausdauer und Humor erzählt er, wie er sich damals in kleinen Schritten hoch zum Bühnenmeister gearbeitet hatte. Nach seiner Tischlerlehre und einer ursprünglich geplanten Arbeit als Mediendesigner in München verschlug es ihn über Umwege ans Münchner Volkstheater. Er fing in der Schreinerei an, wurde im Jahr 2002 erst zum Kommissarischen Bühnenmeister und schließlich zum Bühnenmeister. Anschließend arbeitete er sowohl an der Berliner Staatsoper unter den Linden als auch für die Off-Theater-Szene, war unterwegs mit Nico and the navigators und mit Sascha Waltz‘ “Inside out”. Heute ist er auch mal für Ausstellungsauf- und abbau oder Kulissenbau tätig.
Riedelbauch wirkt unkompliziert, sich selbst beschreibt er als “Sonderfall” bei Grenzenlos Kultur: “Ich bin tatsächlich den ganzen Tag über hier. Obwohl ich ein WG-Zimmer habe, schlafe ich am Liebsten hier im KUZ. Früher war es ein Bus, jetzt habe mir eine Isomatte und ein Kopfkissen mitgebracht. Daher, dass ich so viel unterwegs bin, brauche ich kein bequemes Bett, sondern einfach etwas, was meins ist.” Auch seine eigene Kaffeemaschine habe er dabei – eine seiner Marotten, wie er schmunzelnd erzählt. Nach neun Jahren fühlt er sich beim Festival wie Zuhause, die Arbeit ist sehr intensiv, die Kollegen hier bereits eine Art Familie für ihn. Hierarchien seien kaum zu spüren.
Wo sein persönlicher Zugang zum Thema Inklusion liege? Früher habe er einmal für ein Integratives Ferienkonzept in München gearbeitet, dort den ersten Kontakt zu Menschen mit Behinderung gehabt. Ist die Arbeit mit Menschen mit Behinderung eine andere als mit denjenigen ohne Behinderung? Eigentlich komme sie ihm mittlerweile als “unglaublich normal” vor. “Menschen mit Behinderung haben oft eine ganz andere Sichtweise auf Dinge, die ich sehr spannend und bereichernd finde”“ Der englische Ausdruck “People with special needs” trifft seiner Meinung nach die Anforderungen im Festival-Alltag ganz gut. Sei es beim Thema Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrer oder beim etwas anderen Umgang mit den Künstlern und Gruppen. Der Kontakt sei jedenfalls permanent da, da werde man auch mal von den Mitgliedern der Theatergruppen ganz ungeniert gefragt: “Hey du, kann ich irgendwas helfen?!”
Hallo Flo!
Great Flo!