Gesichter des Festivals V: Holger Rudolph, Online-Redakteur beim Festival Grenzenlos Kultur, über barrierefreies Internet, das Zwischen-den-Stühlen-sitzen und seinem “Irgendwas-mit-Medien”-Job
Probiert man ihn zu kategorisieren, kommt man nicht weit. Er wirkt nicht wie ein Techniker, nicht wie ein Journalist und auch nicht wie ein Sozialarbeiter. Und doch ein bisschen wie von allem. Tatsächlich ist sein Job eine Mischung davon. Entspannt und ruhig antwortet er auf meine Fragen. Würde er mir erzählen, er arbeite an einem geheimen Raketenbau-Projekt der NASA, ich würde es ihm genauso abkaufen, wie wenn er mir sagen würde, er wäre Landschaftsgärtner für das britische Königshaus. Irgendwie bekomme ich das Gefühl, dass ein bisschen von Allem in ihm steckt.
Holger Rudolph teilt sich mit Antje Grabenhorst die Öffentlichkeitsarbeit beim Festival. Seit mehreren Jahren arbeitet er schon für Grenzenlos Kultur und andere inklusive Theaterfestivals der Lebenshilfe Kunst und Kultur gGmbH. Drüben in Berlin, wo Holger lebt, ist er als Redakteur und Texter selbstständig und berät NGOs und Unternehmen zu Social-Media-Projekten und digitalen Medien. In seiner Arbeit vereint er soziale Ader, Kreativität und nerdiges Technik-Know-How. Ein Beruf, der nicht mit einem einzigen Begriff zu beschreiben ist. “Ich mache ja quasi noch schlimmer ‘was mit Medien’ als Andere, die ‘irgendwas mit Medien’ machen”, sagt er. Stimmt!
Manchmal sitzt er damit zwischen den Stühlen – oder besser gesagt: den Tischen, wenn er wieder einmal zwischen Techniker-, Dramaturgen- und Presse-Tisch hin- und herspringt. Ein bisschen beteiligt an Allem eben.
Facebook, Twitter,…
Bei Grenzenlos Kultur ist es sein Job, das Festival im Netz zu repräsentieren. Dabei hat er einen hohen Anspruch an seine Arbeit. Er will mehr als nur Informationen für Künstler und Besucher bereitstellen. Er will Interaktion und Kommunikation anregen. Fleißig schreibt er im Namen von Grenzenlos Kultur auf Facebook, addet Mitwirkende, kommentiert und verlinkt. Er mag “Projekte, die sich darum bemühen, etwas so zu machen, wie es bisher noch nicht gemacht wurde!” Veränderungs-Prozesse eben!
Und verändern muss sich noch so einiges: Inklusion hat in den sozialen Netzwerken bereits Einzug gehalten – keine Frage. So gibt es Gruppierungen, die sich mit der Inklusion im Schulwesen beschäftigen oder mit Migranten. Oder Internetseiten wie die der Sozialhelden. Von den Künstlern mit Behinderung, die bei Grenzenlos Kultur dabei sind, nutzen aber nur wenige selbst das Internet.
Für viele Menschen mit Behinderung versteckt sich das World Wide Web noch hinter großen Hürden, sagt Holger. Das fängt an bei fehlenden Alternativ-Texten hinter Bildern für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen, über nicht barrierefrei programmierte Seitenlayouts – z.B. auf Facebook – und Texte, für die eben keine Version in Leichter Sprache angeboten wird.
Er kennt die Zeit, die es kostet, so etwas umzusetzen und weiß, dass der Mehraufwand für viele Organisationen auch eine Geldfrage ist. Aber ohne ist es eben keine Inklusion!
Mehr über Barrierefreiheit für Internetseiten erfährt man z.B. beim Netzwerk Leichte Sprache oder dem Arbeitskreis Barrierefreies Internet e.V.
@mrbartleby schöne Grüße an die Kollegen in Mainz 🙂