Heute Abend spielt mit den Les Reines Prochaines eine Schweizer Ikone der feministischen Musik bei Grenzenlos Kultur. Gibt’s davon noch mehr? Eine Spurensuche
Feminismus scheint gerade nicht besonders populär zu sein – viele denken dabei wahrscheinlich nur an Alice Schwarzer und wütende Suffragetten. Dabei kann Feminismus auch Spaß machen! Zum Beispiel mit Les Reines Prochaines, die heute Abend um 20 Uhr mit “Syrup of Life” das KUZ erbeben lassen. Seit 25 Jahren gibt es die Schweizer Band. Aktuell komponieren, spielen und performen Michèle Fuchs, Fränzi Madörin, Muda Mathis und Sus Zwick und hinterfragen mit intelligentem Witz und radikaler Direktheit Geschlechterrollen und –grenzen. Ihre Musik ist nur schwer zu fassen. Möchte man sie in die Kabarettschublade stecken, flieht sie im nächsten Lied mit Akkordeon und Klarinette in die Balkanecke, wo es ihr bald aber auch zu eng wird.
Musikfrauen. Frauenmusik
Les Reines Prochaines sind nicht die einzigen Musikerinnen, die sich mit Feminismus auseinandersetzen – und nicht die ersten. Hildegard von Bingen gilt als früheste Komponistin von Kunstmusik. Die Hofsängerin Francesca Cantini komponierte zu Beginn des 17. Jahrhunderts eine der frühesten Opern. Fanny Hensel und Clara Schumann schufen in der Romantik Meisterwerke, die lange im Schatten des Bruders bzw. Mannes standen. Alle dieser Frauen sind für die Musikgeschichte von Bedeutung, gleichzeitig bleiben sie eine Ausnahme unter männlichen Musikern.
Grrrls, grrrls, grrrls
Erst spät jedoch begannen Musikerinnen, sich mit der Rolle der Frau in Gesellschaft und Musik künstlerisch auseinanderzusetzten. Musikerinnen, die nicht nur eine Ausnahme in der Musikindustrie bildeten, sondern sich genau mit dieser Thematik beschäftigten: die Riot-Grrrls.
In den frühen 1990er Jahren entstanden in den USA Bands, die sich dem Feminismus verbunden fühlten. Die Riot-Grrrl-Bewegung protestierte radikal gegen die männliche Dominanz in der Musikindustrie und beantwortete die Frage nach selbstbestimmten Künstlerinnen mit Bands wie Bikini Kill, die für ihre feministischen Texte bekannt waren, Le Tigre oder L7, die Anfang der 90er Jahre die Frauenrechtsgruppe Rock for Choice gründeten. Auch die weniger für ihre Musik als für ihre Aktionen bekannte Band Pussy Riot nennt Bands der Riot-Grrrl-Bewegung als vorrangige Inspiration. Mehr zum Nachlesen gibt’s hier.
Elektronische Musik – heute
Auch heute noch sind Männer in der Musikindustrie in der Überzahl. Besonders auffällig ist das bei der Elektronischen Musik: Bei den internationalen Festivals sind nur zehn Prozent der Musiker weiblich. Allerdings hat sich auch hier eine Gegenbewegung formiert: Vergangene Woche organisierte das Künstlerinnennetzwerk female:pressure in Berlin das Perspectives Festival, das Musikerinnen und Künstlerinnen aus aller Welt vorstellte. Auch wissenschaftlich wird das Thema aufgegriffen: Vom 10. bis 12. Oktober 2013 findet eine Konferenz zum Thema Musik, Gender & Differenz an der Universität für Musik und darstellende Künste in Wien statt.