Technik, Maschinen und Roboter sind längst zu Alltagsgegenständen geworden. Doch was passiert, wenn die Haushaltshilfe mehr und mehr zum Haustier auf Rädern wird? Davon erzählen Veit Merkle und Frank Oberhäußer, Mitglieder des Künstlerkollektivs Turbo Pascal, in ihrem Stück Roboterträume.
Futuristisch wirkt das Bühnenbild, ein Wohnzimmer in einem grellen und sterilen Weiß, und trotz Sofas nur bedingt gemütlich. An der Wand hängen dutzende Holzschmetterlinge. Es gibt eine Durchreiche ins Nichts mit zwei Barhockern.
Eine Stimme aus dem Off beginnt zu erzählen. Währenddessen scheinen Merkle und Oberhäußer, die ihre Vornamen im Stück beibehalten, Tanzschritte zu üben. Danach tragen sie den Roboter herein. Er sieht leblos aus, eine Tonne auf drei Rädern. Er redet mit einer typisch blechernen Roboterstimme.
Nach dem die Beiden ihrer ungewöhnlichen Haushaltshilfe das Wohnzimmer gezeigt und ihm erklärt haben, was er dort zu tun hat, taufen sie ihn auf den Namen “Pascal”. Und nun wird’s richtig komisch, wenn zum Beispiel Frank dem Roboter erklärt, wie er die Obstschale einzurichten hat. Sie soll aussehen, als wäre das Obst darin gerade zufällig so positioniert, andererseits soll es aber auch “irgendwie schön aussehen”. Was für einen Menschen ja schon irgendwie komisch klingt, muss für einen Roboter noch viel unverständlicher sein.
Das Verhältnis der Beiden zu ihrem Roboter wird immer absurder. Mal spielt einer mit ihm verstecken, mal erlauben sie ihm Fernsehen zu schauen, mal geht der andere mit ihm in die Kneipe. Die Vermenschlichung gipfelt darin, das sie dem Roboter ein Gesicht aus Klebestreifen aufdrücken und das wehrlose Wesen mit einer Perücke und einem alten Pullover verunstalten. Als Frank auch noch damit beginnt, dem Plastikkanister auf Rädern von seinen Problemen zu erzählen, gibt es im Publikum kein Halten mehr, weil der Roboter lange Zeit kaum etwas anderes sagt als “Ok”, “Eingabefehler” oder “Das verstehe ich nicht”. Dabei glänzen nicht nur die beiden Performer, sondern auch die Techniker, die Pascal so souverän fernsteuern, als bewege er sich autonom auf der Bühne.
Zwischen diesen Szenen gibt es in grünes Licht getauchte Sequenzen, in dem einer der Performer zu einem auf Standby laufenden Menschen wird, der vom anderen genaue Bewegungsanweisungen erhält: “Arm 40° nach rechts, jetzt um 20° senken”. Meist sieht das Ganze ungelenk und lächerlich aus, weil die Angaben zu unpräzise sind. Ein schöner Seitenhieb auf die (Un-)Programmierbarkeit des Menschen.
So erweist sich der Abend als eine wunderbare Mischung aus Kindertheater, Erwachsenenhumor und Gesellschaftskritik, wenn Themen wie Putzfrauen, Kolonialismus und der Einsatz von Pflegerobotern angerissen werden. In vielen Situationen erkennt man sich wieder. Und wenn am Ende die Menschen verschwinden und nur noch Roboter die Bühne füllen, stellt sich plötzlich die Frage: Haben Maschinen vielleicht doch Gefühle?