Er gehört zu den bekanntesten Gestalten der griechischen Mythologie – Orpheus, Sänger, Halbgott, Liebender. Was faszniniert uns bis heute an ihm?
War er der Popstar der Antike? Ein Romeo mit Stimme? Sicher ist: Orpheus gilt als der Mann, der mit seinem zauberhaften Gesang selbst das härteste Gestein zum Erweichen bringen konnte. Als seine Frau Eurydike stirbt, begibt er sich auf dem Weg in die Unterwelt und ihrem Herrschergott Hades. Orpheus schafft mit seinem klagenden Gesang unglaubliches: Er rührt Hades so sehr, dass dieser ihm erlaubt, seine Eurydike aus der Unterwelt herauszuführen. Die einzige Bedingung: Er darf sich nicht umdrehen, um seine Frau anzusehen. Unglücklicherweise scheitert Orpheus an dieser Bedingung und verliert Eurydike für immer.
Die Erfolgsgeschichte des Orpheus-Mythos beginnt bereits im 17. Jahrhundert. Claudio Monteverdi schuf mit seiner Oper „L’Orfeo“ zum einen den entscheidenden Beitrag im Genre Oper, zum anderen ist diese der Beginn für eine lange Reihe von Werken, in denen der Mythos des Orpheus aufgegriffen und bearbeitet wird. Dabei taucht die Sage, die sich um den musikalischen Halbgott und seine Frau Eurydike rankt, unter anderem in Jacques Offenbachs Operette „Orpheus in der Unterwelt“, Philipp Glass‘ Kammeroper „Orphée“ oder auch in Igor Strawinskys Ballett „Orpheus“, auf. Auch in der Literatur, wie bei Tennessee Williams oder Rainer Maria Rilke, in der Bildenden Kunst (römische Mosaikkunst) und in Filmen (wie von Jean Cocteau) schmückt der Mythos oft die Handlung. Doch was macht den Mythos so interessant, dass er immer wieder genug Stoff bietet, um inszeniert, adaptiert oder im Bild festgehalten zu werden?
Am Spannendsten ist wohl die große, den Tod überwindende Liebe zwischen Orpheus und Eurydike. Er überschreitet als Lebender die Schwelle zu einer Welt, die sonst nur Toten zuteilwird. Das unterstreicht nicht nur die Kräfte, die Liebe in einem Menschen freisetzen kann, sondern es zeigt eine romantische Liebesgeschichte, die nie an Aktualität verliert. Eine ganz andere Deutung der Liebe ist, dass Liebe, die ohne Vernunft existiert, auf Dauer ernsthafte Folgen haben kann.
Dass der Orpheus-Mythos immer neue Deutungsmöglichkeiten anbietet, dürfte auch das Blaumeier-Atelier mit “Orpheus und Eurydike” beweisen – heute noch einmal bei Grenzenlos Kultur Vol. 15 um 20 Uhr im KUZ.