Herrlich chaotisch, irrwitzig verplant und wunderbar ehrlich: Das legendäre Berliner Schaumstoff-Puppen-Theater Das Helmi um Florian und Felix Loycke eröffnet das Festival Grenzenlos Kultur vol. 22.
„Wir sind wieder da, egal wie scheiße, egal wie scheiße es war.“ Während all der Problematiken rund um Corona in diesem Jahr versprechen die Puppen von das Helmi, dass Grenzenlos Kultur 2020 jetzt erst recht wunderbar wird.
Das geschieht völlig analog: zwei Schreibmaschinen aus dem letzten Jahrhundert, ein altes Telefon mit Wählscheibe, eine Band aus sing-, tanz- und schießwütigen Puppen und sommerliche Temperaturen mitten im Herbst. Mehr braucht es nicht, um das Festival Grenzenlos Kultur mit einer wunderbaren Erwartung starten zu lassen. Und so war es diesmal auch keine gewöhnliche Pressekonferenz, mit der Das Helmi am Mittwoch um 12:00 Uhr im Staatstheater Mainz Volume 22 aufdrehte. Ein vorgeführtes, getanztes und gesungenes Programmheft zum Mitsingen, das war es wohl viel eher. Eine Chaos-Teaser-Party mit jeder Menge Anspielungen und Anarchie. Vor allem aber mit liebevoll gebastelten Schaumstoff-Puppen, die die Akteur*innen des diesjährigen Grenzenlos Kultur-Festivals mimten, die sich tanzend, fluchend, singend oder telefonierend selbst ankündigten, unmittelbar in Gesang ausbrachen und sich wechselseitig das Programm entgegenriefen oder vortanzten – und dabei ihre eigene Person in erfrischenderweise nicht allzu ernst nahmen. Im Parforceritt durch das Festivalprogramm begibt sich Gandalf auf die Suche nach seinem Schatz (dem „Ring des Nibelungen“), Gregor Samsa erlebt eine „Metamorphosis“, She She Pop rufen ihren eigenen „Kanon“ an und Thomas Melle wundert sich darüber, wie oft er (nicht wirklich) in „Uncanny Valley“ auftreten wird, da sein Roboter-Ich auf der Bühne seinen Platz einnimmt.
Ganz Helmi-like vermischten sich schon hier Grenzen von Puppen und Puppenspieler*innen zu einem nicht auseinander zu haltenden Konglomerat, das einen Vorgeschmack auf die Thematik der Einordnung und Definition von Mensch und Menschlichkeit bot, welches uns sicher über den gesamten Festivalzeitraum begleiten wird.
Alles in allem „ein Berg, in den man reinguckt und Einiges sieht, von dem man aber nicht alles verstehen muss“. So lautet die Devise der Helmis, die den Berg während ihrer täglichen Zeitung in den nächsten Tagen hoffentlich grenzenlos groß, bunt, emotional, nachdenklich, komisch, verwirrend, chaotisch und damit wunderbar werden lassen.